trail3/2017Vorschau

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TRAIL MAGAZIN

ENGLAND: SPINE RACE / REVIER: SÜDPFALZ / LESERUMFRAGE TEIL 2

DAS LAUFMAGAZIN NR.1 F Ü R T R A I L - R U N N E R DEUTSCHLAND ¤ 4,50

MAI JUNI 3/2017

ÖSTERREICH ¤ 5,20 SCHWEIZ SFR 8,80 LUXEMBURG ¤ 5,30 ITALIEN ¤ 6,10 SPANIEN ¤ 6,10 FRANKREICH ¤ 6,10

WWW.TRAIL-MAGAZIN.DE

PRAXISTEST JACKEN FÜR ALLE FÄLLE:

20 WETTERSCHUTZJACKEN FÜR DIE PFLICHTAUSRÜSTUNG UND NOTFALLSITUATIONEN

TRAINING

MIT KRAFT GEHT´S!

WIESO TRAIL-RUNNER MUSKELN AUFBAUEN MÜSSEN

KROATIEN REPORTAGE:

ZWISCHEN GUTEM ESSEN, MEER UND BERGTRAILS

Laufen mit Hund ERFAHRUNGEN, PRODUKTE, TIPPS & TRICKS

42 TRAILSCHUHE IM MEGA-TEST

neue Modelle von salomon, adidas, asics, dynafit, hoka, la sportiva, altra, brooks, ...


Reach your Mountopia with dynafit.com

Official Partner

Concept and Design Pascher+Heinz, Photo KME Studios – Michael Müller

Day 195. Pascal Egli’s Mountopia – Dolomites Skyrace on 1st place.


Story Nummer 1 Man kann über den SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz denken was möchte, aber er hat nach seiner Wahl zum Parteivorsitzenden etwas schnörkellos Gutes gesagt. „Jeder macht Fehler!“ Dann fügte er hinzu, dass ein jeder das mit der zweiten Chance, blablabla. Fehler gehören dazu, und wer vermag schon zu beurteilen, ab wann es so viele Fehler sind, dass es zu viel ist. Nun gut. TRAIL hat Fehler. Satzfehler. Kommafehler. Einige Fehler. Einer treuen Leserin waren fünf gefundene Rechtschreibfehler pro Heft Grund genug, sich zu beschweren. Bei anderen setzt die Beschwerde bei falschen Bildunterschriften ein oder erst dann, wenn wir ganze Textblöcke aus alten Ausgaben einfach stehen lassen. Wir tun unser Bestes! Wir sind wirklich weit entfernt davon, das Heft „mit heißer Nadel zu stricken“, es „zusammenzuklopfen“, oder schlicht „uns keine Mühe zu geben“. Es ist unsere Leidenschaft und unser Beruf. Ja, auch in der Leidenschaft passieren Fehler. Ja, auch im Beruf passieren Fehler. Bei uns sind sie nach Druck leider sichtbar und vor allem – nicht mehr zu korrigieren. Die Kollegen der Digitalzunft haben es da gut. Fehler erkannt – Fehler verbessert. Aktualisieren. Gut ist's. Fehler passen zu uns. Wir machen sie deshalb nicht mit Absicht. Im Gegenteil. Das mit den Rechtschreibfehlern in TRAIL ist in etwa wie mit „Problemen im Allgemeinen“. Wenn man denkt, man hat alle Probleme gelöst, dann tun sich neue auf, die man niemals für möglich gehalten hätte. Nach vorne, ganz offensiv. Wir dachten einfach, es wäre gut, diese Fehler einfach mal vorab auf Seite 2 einzugestehen. Vorbeugend. Beschweren könnt ihr euch natürlich weiterhin, denn wir werden auch weiterhin alles versuchen, KEINE Fehler mehr zu machen. Versprochen. Jetzt. Später und in Zukunft.

EDITORIAL Diese Ausgabe ist in vielerlei Hinsicht ein Heft neuer Erkenntnisse. Zum einen findet ihr ab Seite 26 unseren großen Trailschuhtest, der wieder einmal verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass wir uns hin und wieder neue Schuhe gönnen. Zum anderen stellt einer der besten Ultratrail-Läufer der Gegenwart unsere Laufgewohnheiten auf den Kopf und sagt im Interview: „Die Leute trainieren zu viel!“ Dieses griffige Statement von Transalpine-Sieger Daniel Jung setzt natürlich an einem sehr fundamentalen Punkt an – wann trainieren wir und wann laufen wir einfach so? Egal ob Training oder lässiges Dahinlaufen – eine neue Sommersaison liegt vor unseren Füßen, neue Reviere, neue Strecken, neue Urlaubsziele, die wir heute sogar (laut Leserumfrage) zu 50 Prozent unserem Trailsport unterordnen. Ach ja, es wird dein Sommer! Dein erster Ultratrail, deine Bestzeit beim Zugspitz Ultratrail, dein erster Wettkampf auf einem Trail, ein ganz besonderes Etappenrennen, eine Alpenüberquerung mit den besten Freunden oder ein selbstorganisierter Trailrun auf einem Fernwanderweg. Und auf all diesen Strecken, auf jedem Meter, den du zurücklegst, läufst du mit offenen Augen, saugst die Umgebung auf, leerst deinen Kopf, kommst auf neue Ideen und hast vor allem keine Zeit für andere dumme Dinge. In diesem Sinne: Lauf dich frei! Euer Denis Wischniewski, Herausgeber TRAIL


FOTOSTORY / THE WAY UP TEXT: KIMBERLY STROM FOTOS: DAN PATITUCCI

Ultraläuferin Krissy Moehl reitet den Hardergrat an einem perfekten Bergsommertag - clear and dry. Hinter Interlaken steil aufsteigend folgt der Hardergrat für rund 20 km der Küstenlinie des Brienzersees. Die Gipfel von Eiger, Mönch, Jungfrau, von Schreckhorn und Finsteraarhorn sind die eindrücklichen Begleiter für einige selige Stunden im Berg. Früh ging es los, um den Aufstieg noch in der Kühle der Nacht zu nehmen. Auf dem Grat kamen wir gemeinsam mit der Sonne an. Von nun an folgten wir dieser logischen Linie, auf Messers Schneide zwischen einigen der schönsten Berge der Welt. Der Hardergrat ist mehr als nur ein Trail, er ist eine Reise zur eigenen inneren wie äußeren Stärke. Gerade weil der Grad über weite Strecken so gut, so lustvoll laufbar scheint, fordert er uns, immer wach zu bleiben, immer hellwach zu sein.

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THE WAY UP ZWISCHEN BERG UND TAL DAN UND JANINE PATITUCCI HABEN DEN WEG ZUM ZIEL GEMACHT. FÜR IHR PROJEKT "THE WAY UP" HABEN SIE TRAILRUNNER UND BERGSPORTLER MIT VORLIEBE GERADE IN DEN STEILSTEN PASSAGEN FOTOGRAFIERT. DEM HIMMEL, DER ERSCHÖPFUNG UND DER GLÜCKSELIGKEIT NAH. FÜNF EINDRÜCKLICHE BERGPORTRÄTS AUS DEN SCHWEIZER ALPEN.


JOURNAL32017

MOUNTOPIA - HERZENSSACHE Ab dem 10. April ruft Outdoor-Hersteller Dynafit wieder zu MOUNTOPIA auf und sucht dabei Menschen, die ganz besondere Abenteuer planen. Das Beste: Der Gewinner bekommt sein Vorhaben voll finanziert!

Der Wille soll ja manchmal Berge versetzen können. Sagt man so. Sprichwörtlich. Ganz buchstäblich hat jetzt der US-Amerikaner Christopher Mohn seinen Willen bekommen. Er wollte zu Fuß zum Mount Everest Base Camp und dort den höchsten Marathon der Welt laufen. Sein ganz persönliches „Mountopia“ – eine Utopie weit jenseits der Baumgrenze. In ein paar Wochen wird Christopher Mohn im Flieger sitzen. Aufbruch zum Dach der Welt. Ende Mai wird der passionierte Hobbyathlet dann vom Mount Everest Base Camp nach Namche Bazar laufen. Dazwischen liegt aber nicht nur eine Marathon-Distanz. Im spannenden, tatsächlich hart umkämpften Finale des im vergangenen Jahr erstmals ausgetragenen Wettbewerbs „What's your Mountopia?“ – initiiert von den Bergsportmaren Dynafit und Gore – konnte sich der 28-Jährige gegen rund 600 weitere Bewerber durchsetzen. Athleten aus 42 Ländern hatten ihre Projekte und Bergsportträume eingereicht. Am Ende hatte Mohn mit rund 26.000 Stimmen die Nase vorn. „Die Teilnahme am Mount Everest Marathon bedeutet mir wahnsinnig viel. Ich war lange Zeit schwer krank und habe einen harten Kampf hinter mir“, erklärt Christopher Mohn. „Das Training hat mir viel abverlangt, aber der Wettbewerb hat mir noch mal einen zusätzlichen Motivationsschub gegeben. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mit meinem persönlichen Mountopia so viele Leute begeistern kann. Vielen Dank an alle, die mir ihre Stimmen gegeben haben.“ Aber: Nach dem Berg ist vor dem Berg. Und so geht auch Mountopia schon in diesen Tagen in die nächste Runde. Ab dem 10. April können die Abenteuer eingereicht werden, die ihr gemeinsam mit Dynafit und Gore in die Tat umsetzen wollt. Einen Bergsommer ins Höhentraining in ein entlegenes georgisches Bergtal. Deine persönliche Alpenüberquerung. Eine gerannte Fotoreportage im Kaukasus oder eine Gratwanderung in Patagonien. Entscheidend ist aber nicht nur die Expressivität eures Projekts, entscheidend ist auch eure Geschichte. Findet also einen Lauf, eine Tour, ein Abenteuer, das zu euch passt, das viel von euch erzählt. Wir drücken die Daumen.

„What´s your Mountopia?“ Bewerbt euch, vom 10. April bis zum 29 . Mai, mit eurem Bergsportprojekt, das ihr mithilfe von Dynafit sowie den Partnern Gore und Primaloft umsetzen wollt. Unter www.dynafit.com/mountopia könnt ihr mehr über die Teilnahmebedingungen zum Sommer-Mountopia erfahren.

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race international

92 NATIONEN SIND AM START

Eben noch redeten alle nur über die Quali-Punkte. Jetzt steht fest: Dieser UTMB dürfte ein legendäres Rennen werden

Der ultimative Ultratrail Nun, in gewissem Sinne hat der UTMB selbst die passende Antwort gegeben. Mit einer Pressemeldung, die in nackten Fakten kommuniziert, was auch für einen größtmöglich unabhängigen Sport unabdingbar ist: ein großes Rennen, auf das sich die Großen des Sports einigen können, bei dem sie sich messen. François D’Haene, Luis Alberto, Jim Wamsley, Sage Canaday, Xavier Thévenard, Tom Owens, Jason Schlarb ... Caroline Chaverot, Kimmel Morgan, Núria Picas, Andrea Huser ... das Starterfeld des UTMB ist vermutlich das am dichtesten und sowieso am besten besetzte seiner Geschichte. Ja, vielleicht wird es sogar das bis dato kompetitiv bestbesetzte Ultrarennen überhaupt. Vergleichbar vielleicht nur mit der Transvulcania von 2015.

Die Wogen schlugen hoch im vergangenen Sommer. Höher fast, als es beim Utra-Trail du Mont Blanc eh schon hinausgeht. Und schon schlugen manche vor, das populärste, ja wichtigste Ultratrailrennen der Alpen und vermutlich sogar der Welt zu boykottieren. Das leidige Geschäft mit den Qualifikationspunkten – und ja, es ist ein Geschäft – hatte mal wieder am Mythos der etwas anderen, eben weniger geschäftigen Sportart gerüttelt, die Trailrunning, auch für uns, noch immer ist.

Darüber hinaus: Starter und Starterinnen aus 92 verschiedenen Ländern werden am 1. September in Chamonix erwartet, darunter aus Macao, Mauritius oder Luxemburg. Exakt 301 Teilnehmer werden in diesem Jahr aus China erwartet. Das sind nicht nur rund 130 chinesische Starter mehr als im Vorjahr, sondern auch eine Bestätigung unsere Geschichte aus dem vergangenen Trail Magazin: Trail Running und Asien, da geht gerade so einiges. Deutschland übrigens gehört im Gegensatz zu China, aber auch der Schweiz, Belgien oder Polen nicht zu den zehn Ländern, die die meisten Teilnehmer stellen. Und das hat in diesem Jahr noch nichts mit den Qualifikationspunkten zu tun, die es beim Zugspitz-Ultratrail ja künftig nicht mehr geben wird.

www.ultratrailmb.com

RACE/EVENT

4 KOMMENDE TRAIL-RENNEN. DIE SAISON KOMMT INS LAUFEN...

Schönbuch Trophy Trailrun 30. April 2017 Auf Pfaden und Naturwegen des Naturparks Schönbuch nahe des schwäbischen Herrenberg findet dieser einfache Trail über wahlweise 12, 25 oder 42 km statt. Die Marathonstrecke kann als Staffel zu zweit gelaufen werden. www.eventservice-stahl.de

Women´s Trail bis 21. Mai 2017 Von Frauen für Frauen. In Zell am See sind die Damen an drei Tagen ganz unter sich. Ladies only! Trails, Yoga, Grill & Chill. Hört sich super an, denn echte Wettkämpfe über relativ kurze Distanzen sind auch im Angebot. Der ideale Einsteigerevent für Mädels, die den Trail mal testen möchten. Die insgesamt drei Einzelrennen kann man als Triple mit Gesamtwertung laufen. www.womens-trail.com

Scenic Trail 9. bis 11. Juni 2017 Eines der schönsten Alpinrennen Europas findet in Ticino im Süden der Schweiz statt. Von 11 bis 113 km findet jeder seine Distanz. Diesmal wird es sogar ein buntes Rahmenprogramm inklusive Musikkonzert geben. Punkte für den UTMB kann man sich hier erlaufen. www.scenictrail.ch/de

Salomon Zugspitz Ultra Trail 16. bis 18. Juni 2017 Bereits zum siebten Mal lädt das Zugspitzdorf Grainau zum größten Ultratrail Deutschlands ein. Diesmal wird sogar eine Deutsche Meisterschaft auf der Supertrail-XL-Strecke, über 81 km und 4131 Hm ausgetragen. So manche starken Leute dürften also diesmal die Königsdistanz über 101 km für Meisterschaftsehren sausen lassen. www.zugspitz-ultratrail.com


PRAXISTEST / TRAILSCHUHE 2017

ZWISCHEN HALT UND ETWAS GEWALT

Die Pfalz. Ein Wald. Eine Runde. 42 neue Trailschuh-Modelle. Die Mission ist wie immer glasklar: die Dinger laufen, bis wir wissen, was daran gefällt und was nicht. Am Ende wissen wir, dass man viel Geld für neue Schuhe ausgeben könnte.

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Schnürung Sogenannte Schnellschnürungssysteme (Bild: Quick Lace von Salomon) vereinfachen das Festziehen mit einem Handgriff. Der Vorteil klassischer Schnürung ist das teilweise Lösen und Anziehen.

Aussenmaterial Ob nun grobes Meshmaterial oder dichter, wasserabweisender Stoff – es kommt darauf an, was man darin machen möchte. Zeitgemäß ist eine möglichst nahtlose Oberfläche und wenig Stellen, die brechen können. Aussenprofil Ob nun grobe Stollen oder kleine Zacken, es kommt darauf an, wo du laufen willst. Wer viel im nassen, weichen Gelände läuft, braucht unbedingt grobes Profil, wer viel Schotterwege und breite Wanderwege bearbeitet, dem reicht ein feines Profil aus. Heute gibt es tolle Kompromisse, die auf fast allen Untergründen Grip geben.

A

Sprengung Das Niveau, wie weit man nach vorne "gekippt" oder "eben" steht. Altra haben sich z. B. konsequent auf 0 mm Sprengung eingeschworen, andere Hersteller geben durch mehr Sprengung dem Schuh Laufdynamik. Wenig Sprengung kann dem Schuh mehr gefühlte Sicherheit zum Untergrund geben.

Dämpfung Minimalistische Trailschuhe haben praktisch keine Dämpfungselemente mehr und federn lediglich über die Außensohle und Einlage. Dämpfungsschuhe sollen homogen dämpfen und möglichst vielfältige Laufstile über Ferse, Mittelfuß und Vorfuß zulassen.

m Anfang war das mit den Trailrunning-Schuhen ein ziemliches Missverständnis. Die Industrie entwickelte – und sie entwickelte ziemlich zielgenau am Kunden vorbei. Aus heutiger Sicht weiß man das. Aber aus heutiger Sicht weiß man ja sowieso alles besser. Man hält diese frühen Modelle in den Händen und schüttelt den Kopf – schwer, steif und kaum laufbar. Trekkingschuhe halt. Über die Jahre wurden Trailschuhe immer leichter, immer flexibler – und am Ende gerade durch eine neu gefundene Nähe zum Untergrund sogar stabiler. Hätte man doch damals schon einfach einen Straßenschuh genommen, bei ihm das Obermaterial und vor allem den Fersenhalt verstärkt und mit grobem Stollenprofil versehen. Aber: Damals, also so vor zehn, zwölf Jahren waren ja auch die Straßenschuhe ziemlich vom Weg abgekommen. Immer mehr Sprengung, immer mehr Pronationskontrolle. Diese Schuhe wollten die Füße schützen – offensichtlich auch von der puren Lust, einfach mal flink loszurennen. Nach einigen dieser Umwege sind Trailschuhe im Jahr 2017 vielfältig wie nie und, ja, einen guten Schuh zu finden ist tatsächlich einfacher denn je. Wir stehen also vor einem Luxusproblem. Wer heute einen neuen Trailschuh will, fahndet nicht nach dem einen Modell, was seiner Passform und seinen Füßen taugt. Tatsächlich ist es wichtiger denn je, genau zu definieren, für welche Anforderungen das neue Modell funktionieren soll. Der Arc’teryx Norvan VT zum Beispiel — ein tolles Traildebüt, vorausgesetzt man hat ein paar felsige Trails in seinem Revier. Oder der New Balance MT Hierro – ein komfortabler und doch leidlich agiler Kilometerräuber, wenn die Trails denn gut laufbar und relativ untechnisch bleiben. Dauerläufer und Kurvenräuber Schnelle, gut trainierte Trailrunner finden leicht einen lauffreudigen, direkten Schuh. Modelle wie Scarpa Spin, Scott Supertrac RC oder der Salomon Sense Ultra animieren zum Tempolauf auf verspielten Trails und agieren selbst im alpinen

Umfeld profund. Einsteiger, die zunächst noch gar nicht wissen, wo ihre ersten Trailrunden sie hinführen, finden in diesem Test Allrounder, die von Kurz- bis hin zur Marathondistanz alles mitmachen. Über nahezu alle Modelle hinweg stellen wir fest, dass sich in Sachen Grip kaum noch ein Hersteller die Blöße gibt. Ob nun mit Unterstützung von Vibram oder nicht, kaum ein Schuh disqualifiziert sich für grobes Gelände und lose Untergründe. Lange Wege, gedämpfte Schuhe Ultra-Distanzen sind in, das bringt gedämpfte Trailschuhe wie selbstverständlich auf den Markt, denn wer lange läuft, will Komfort. Mittlerweile haben sich die meisten Modelle jedoch auf einem „vernünftigen“ Maß an Dämpfung eingependelt, ein Niveau, das auch die nötige Stabilität und sogar eine gewisse Agilität gewährleistet. So ist man in den „Dämpfungsmodellen“ Sense Pro Max von Salomon, Topo Terra oder Altra Olympus nicht nur sehr soft unterwegs, sondern kann auch technische Trails laufen, ohne sich dabei „wackelig“ zu fühlen. Sieger und Kauftipps Eine der großen Überraschungen kommt diesmal aus Herzogenaurach, denn der neue Terrex Speed von Adidas treibt seinen Träger über Trails, ist leicht und haftet dank ContinentalSohle auf losem wie festem Geläuf bombig am Boden. Salomon zaubern mit dem Sense Ultra einen Schuh aus dem Ärmel, der völlig selbstverständlich so ziemlich alles mitmacht und dabei fast unbemerkt am Fuß sitzt. Scott sind dank wertvollem Athleteninput mit dem Supertrac RC ebenfalls ganz oben angekommen und haben nun ein Modell im Laden stehen, das dank breiter, aber dennoch konturierter Bauweise für fast alle Fußformen funktioniert und dabei unglaublich agil wirkt. Ja, es ist ein Leichtes, in diesem Jahr glücklich über die Trails zu jagen!


TRAINING / KRAFTTRAINING TEXT: MICHAEL AREND

FOTOS: LARS SCHNEIDER, CLEMENS NIEDENTHAL

KRAFT, WENN ES MAL LÄNGER WIRD ... Krafttraining – Wie werde ich schneller und verletze mich weniger dank Krafttraining? Das Gemeine Rote Känguru verbraucht die gleiche Menge an Sauerstoff, egal wie schnell es hüpft! Verrückt, dieses Beuteltier! Für den mitdenkenden Leser ergeben sich daraus direkt zwei Fragen: 1. Was hat das mit Krafttraining und Trailrunning zu tun und noch viel wichtiger: 2. Wie hat man das gemessen? Die leichtere Frage zuerst: Man hat tatsächlich einem weiblichen Exemplar, das die Prozedur freiwillig mitgemacht hat, eine Maske umgeschnallt, es auf ein Laufband gestellt und eine klassische Spiroergometrie, also Atemgasanalyse durchgeführt. Verrückt, diese Forscher! Die andere Frage ist ein bisschen ausführlicher zu beantworten. Ich behaupte mal, dass ein Läufer meist unfreiwillig Krafttraining durchführt. Zumindest merke ich dies bei meinen Athleten ziemlich deutlich. Eigentlich gibt es auch nur zwei Gründe dafür: Entweder man tut es, um weniger verletzt zu sein oder weil man sich davon verspricht, schneller zu werden. Zudem soll das Krafttraining möglichst unkompliziert, zeitsparend und günstig sein und natürlich das Laufen so wenig beeinflussen, dass die positiven Folgen überwiegen. Fangen wir aber erstmal langsam beim Schnellerwerden an. Bei gleicher Anstrengung schneller zu werden, kann auf zweierlei Maße geschehen: Entweder man erhöht seine aerobe Kapazität, also die maximale Menge an Sauerstoff, die der Körper verarbeiten kann, oder man wird im gegebenen Tempo effizienter. Effizienter meint dabei, dass bei gleicher (submaximaler) Geschwindigkeit weniger Sauerstoff verbraucht wird als vorher. Hier kommt das Känguru ins Spiel. Das Känguru hat nämlich „außergewöhnlich effiziente Muskeln“ und elastische Sehnen, die beide die durch die Stoßbelastung aufgenommene Energie zurückfedern, ohne dass zusätzliche Energie verbraucht wird. Diese perfekte Feder werden wir Menschen natürlich nicht erreichen, aber wir können uns ein wenig in diese Richtung verbessern. Wenn also ein Kenianer über den Asphalt „fliegt“, oder Kilian elfengleich den Berg hoch „federt“, dann hat dies tatsächlich etwas mit „federn“ zu tun, nämlich der Fähigkeit der Muskeln und Sehnen, aufgenommene Energie wieder abzugeben. Im Fachjargon spricht man dann von hoher „muscle stiffness“ oder „tendon stiffness“. Paula Radcliffe zum Beispiel 44 / 45 TRAIL MAGAZIN

schaffte es, sich durch höhere Effizienz bei gleichem Tempo (16km/h) von 205 ml O2∙Kg-1∙km-1 Sauerstoffverbrauch im Jahr 1992 auf nur 175 ml O2∙Kg-1∙km-1 im Jahr 2003 zu verbessern. Ohne nominell also eine Verbesserung der aeroben Kapazität zu erreichen, konnte sie deutlich schneller laufen und erreichte mit ihren 2:15:25h eine Zeit auf der Marathonstrecke, die unter Experten als Äquivalent zur von Nike angestrebten SUB2 bei Männern gilt. In diesem Zusammenhang war es für mich somit wenig erstaunlich, dass sich ein Artikel in der amerikanischen Sports Medicine vom 3. März 2017 genau damit befasst und die Überschrift „How biomechinacal improvements in Running Economy could break the 2-hours barrier“ trägt. Was aber muss ein Läufer tun, damit er so viel effizienter wird? Wissenschaftlich sicher belegt sind drei Wege: Der erste Weg sind kurze harte Sprints, vorzugsweise bergauf. Sie führen nicht nur zu einer höheren Laufeffizienz (running economy = RE), sondern auch zu einer besseren Ansteuerung der „schnellen Muskulatur“ und zu einer besseren Durchblutung durch eine höhere Kapilarisierung. Mehr Muskelzellen werden also direkt mit einer Ader verbunden (der Rest der Muskeln bekommt seinen Sauerstoff durch Diffusion). Trotzdem verzichte ich als Trainer bei Ultraläufern fast komplett auf diese Läufe, da sie sehr anstrengend sind und das restliche Training stark negativ beeinflussen. Die beiden weiteren Möglichkeiten sind deutlich sinnvoller, gerade für Trailrunner, die länger als 60 Minuten Wettkämpfe bestreiten. Sie heißen: Maximalkrafttraining und plyometrische Sprungübungen. In diesem Falle reden wir von Maximalkrafttraining, wenn Gewichte bewegt werden, die schwerer als 75 Prozent des Gewichts sind, das einmal bewegt werden kann. Beispiel: Eine Kniebeuge geht mit 150 kg, d.h. mit 160 kg kann keine Kniebeuge ausgeführt werden. Dann bedeutet Maximalkraft hier Kniebeuge mit Gewichten von ca. 115 kg aufwärts. Klingt hart und für Ausdauerläufer total sinnbefreit, aber Krafttraining mit geringeren Gewichten bringt tatsächlich so gut wie nichts für die Leistung, egal auf welcher Distanz. Um mal eine Zahl in den Orbit zu schießen und die Leserschaft bei der Stange zu halten: Wir reden hier von Verbesserung der


Ein Sieg der ein neues Kapitel ihrer Karriere aufschlägt.

Klingt hart und für Ausdauerläufer total sinnbefreit, aber Krafttraining mit geringeren Gewichten bringt tatsächlich so gut wie nichts für die Leistung, egal auf welcher Distanz.


PRAXISTEST/ LAUFJACKEN TEXT: DENIS WISCHNIEWSKI FOTOS: CLEMENS NIEDENTHAL

Es gibt kein schlechtes Wetter, aber es gibt sehr gute Laufjacken für Trail-Runner. In unserem Test unterscheiden wir in zwei Kategorien und geben eine Übersicht.

Extremsituationen sind bei Läufern im Allgemeinen eher selten. Bei denen, die sich im Alpinen und in eher wilder Natur austoben, können die Bedingungen auch mal grenzwertiger werden. Gut tut also der daran, der immer eine Jacke dabeihat – auch wenn er sie nicht trägt. Doch welche Jacke muss ein Trail-Runner tragen? Welches System? Und: Reicht eine Jacke überhaupt? In unserem Test haben wir nun zwei Kategorien eröffnet, denen wir verschiedene Modelle zuordnen. Zum einen sind das echte „Wetterschutzjacken“, die durch ihr hohes Maß an Windschutz und kompletter Wasserdichtigkeit als Hauptgegenstand der Pflichtausrüstung funktionieren. Zum anderen stellen wir hier leichte, winddichte, wasserabweisende Jacken vor. Diese begeistern heute durch faszinierend dünne und atmungsaktive Stoffe und bringen so gut wie kein Gewicht mehr auf die Waage. Das Packmaß ist so gering, dass die Jacke in den Laufrucksack, Hüftgürtel oder sogar in die kleine Ta-

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VOM ANZIEHEN UND ABWEISEN.

Laufjacken für Trail-Runner haben mit einfachen "Regenjacken" heute nicht mehr viel gemeinsam. Sie sind im besten Falle wasserdicht, atmungsaktiv und so leicht, dass sie kaum ins Gewicht fallen. Wir haben in zwei Kategorien getragen.

sche der Laufhose passt. Es gibt keine Ausrede mehr, so ein Leichtgewicht nicht mehr mitzunehmen. Wetterschutz total In der Tat ist eine gute Wetterschutzjacke der vielleicht essenziellste Ausrüstungsgegenstand für Trailläufer neben der Rettungsdecke und – nun gut – den Schuhen. Wer einmal während einer Laufrunde in einen Temperatursturz geraten ist, in ein Gewitter kam oder unvorhergesehen bei kaltem Wind und Regen pausieren musste, weiß, wie effektiv solch eine Jacke wärmt, isoliert und trocken hält. Um ehrlich zu sein würde im statischen, wartenden Zustand eine günstige Regenjacke ohne jegliche Atmungsaktivität ausreichen. Sie würde den Regen abhalten und die Wärme für eine gewisse Zeit erhalten. Wer jedoch eine Jacke sucht, die auch bei viel Aktivität und Laufbewegung in allen

Bereichen funktioniert, muss heute etwas mehr Geld investieren. So gefällt uns zum Beispiel in diesem Test ganz besonders die Adidas Terrex Agravic, eine Dreilagenlacke, die nur 190 Gramm wiegt und dabei wasserdicht und sehr atmungsaktiv ist. Salomon hat ihre Klassikerjacke „Bonatti“ verfeinert und punktet mit der neuen 2,5-LagenJacke „Bonatti Pro“, nun mit weniger Gewicht, einer 20-kWassersäule und einer sagenhaft hohen Atmungsaktivität. Gore Running Wear treibt die Entwicklung aktuell auf die Spitze und zaubert mit der Fusion-Windstopper-Jacke ein Wettkampfprodukt hervor, das leicht, wasserdicht und sehr komfortabel zu tragen ist. In einem gleichen sich diese High-Tec-Produkte jedoch alle: Wer darunter einen Rucksack trägt, bringt das dünne Material schnell an seine Grenzen und zerstört die feine Membran. Das Ergebnis: Es kann sehr nass werden.

Glossar: Das ist dran und drin Layer: bezeichnet jede einzelne Lage, aus denen die Jacke gefertigt ist. Windjacken können einlagig sein. Funktionale Regenjacken bestehen aus der eigentlichen Funktionsmembran und dem robusten Außenlayer. Hat die Jacke ein Innenlayer, spricht man von einer dreilagigen Jacke; ist diese nur aufgesprüht, von einer zweieinhalblagigen Jacke. Die Layer sind miteinander verschweißt. Membran: ist ein textiles Gewebe, beispielsweise Goretex, das wind- und/oder wass e r u n d u rc h l ä s s i g , aber dampfdurchlässig (Stichwort: Schweiß) ist. Kurz: die Kerntechnologie jeder Funktionsjacke. Laminierung: ist die bevorzugte Technik, um die einzelnen Layer

miteinander zu verbinden. Mindestens bei den Regenjacken sollten auch die Nähte laminiert werden, bei den meisten Ultras gehören laminierte Regenjacken zur Pflichtausrüstung. Wassersäule: ist die Maßeinheit, mit der die Wasserdichtigkeit von Materialien, also auch von Regenjacken, gemessen wird. Nach europäischer Norm gilt bereits eine Wassersäule von 800 mm (bevor sich der dritte Wassertropfen an der Innenseite der Membran abzeichnet) als wasserdicht. Bei starkem Regen oder beim Sitzen auf nassen Untergründen reicht dieser Wert jedoch nicht aus. Zeitgemäße Regenjacken sind deshalb für eine Wassersäule von 20000 mm konzipiert, manch ultraleichtes Modell begnügt sich mit 10000 mm.

Spätestens im alpinen Einsatz sollte ein Modell mit 20000er-Säule die erste Wahl sein, oft ist sie in der Pflichtausrüstung vorgeschrieben. Atmungsaktivität: beschreibt, wie gut eine Membran in der Lage ist, Wasserdampf von der Innenseite der Jacke nach außen zu transportieren. Es gibt zwei etablierte Messverfahren: Der MVTR-Wert misst, wie viel Wasserdampf in 24 Stunden durch einen Quadratmeter Membranfläche dringt. Der RET-Wert definiert den Widerstand, den ein Stoff dem Wasserdampf entgegensetzt. Gemessen wird so was an einem sogenannten Schwitztorso. So oder so zeigt der Praxistest immer wieder, dass sich die Atmungsaktivität schwerer objektiv ermitteln lässt als die Wasserdichtigkeit.


SPECIAL / INTERVIEW

„Der will, was ich will – sich bewegen" Bernd Spring hat alle seine Hunde aus dem Tierheim – und es weit mit ihnen gebracht. Der Schwabe ist Hundesportler, Ultraläufer und Herausgeber des Magazins Dog & Sport. Ein Expertengespräch Bernd, du bist also Hundesportler und Hundesportjournalist, nun also unser Mann für die vier Pfoten. Fangen wir ganz grundsätzlich an: Zum Laufen mit Hund braucht es zu allererst mal einen Hund ... Ich kann jedem, der sich mit dem Gedanken trägt, sich einen Hund zuzulegen, nur empfehlen, sich in einem Tierheim umzugucken. Die Chance, dort auf ein Tier zu treffen, dass wunderbar zu einem oder auch in die eigene Familienkonstruktion hineinpasst, ist wirklich sehr, sehr groß. Vor allem: Auch wenn ich noch keine Hundeerfahrung habe, im Tierheim bekomme ich Hundeerfahrung. Ich merke, wie die Hunde auf mich reagieren – und ich auf die Hunde.

Jetzt wird der ein oder andere einwenden: Tiere aus dem Tierheim, die haben doch Macken und Neurosen.

Bei meinen Ultras bin ich nur mit Tieren aus der Nothilfe oder eben dem Tierheim unterwegs. Selbst meinen Husky habe ich von dort, weil eine junge Familie mit dem Bewegungsdrang des Tieres überfordert war. Wenn ich so eine Geschichte erzählt bekomme, denke schon intuitiv, das könnte doch ein Tier für mich sein. Der will doch genau das, was ich auch will: sich bewegen.

Tiere sind also nicht kompliziert, sondern nur die Menschen?

Ich will hier auch nicht kolportieren, dass jedes Tier per se ein absolut ausgeglichenes Wesen und das drolligste Sozialverhalten hat. Richtig ist aber definitiv: Die meisten Probleme, die Menschen mit Hunden haben, sind menschengemacht.

Und es kostet Arbeit und Zuneigung, diese Probleme zu kurieren.

Natürlich. Aber wer der Illusion anheim fällt, dass ein Hund keine Arbeit macht, der sollte sich ohnehin nie einen anschaffen. Ich habe ein Tier aus dem Tierheim, mit dem ich fantastisch laufen kann. Sobald ich aber meine Trekkingstöcke genommen habe, hat er den Schwanz eingezogen und ist hinter dem nächsten Busch verschwunden. Oje, Mann mit Stock, damit hatte er schlechte Erfahrungen gemacht.

Was dann?

Desensibilisierung. Der Hund lernt schon, dass diese Stöcke ihn nicht schlagen werden. Nur muss man sich dabei auf das Tempo des Hundes einlassen. Inzwischen kann ich mit ihm im Slalom durch eine Nordic-Walking-Gruppe laufen.

Ist denn überhaupt jede Rasse zum Laufen geboren?

Bedingt. Denn einem Hund, der einfach zu intelligent ist, um stoisch nur geradeaus zu laufen, dem werde ich nicht gerecht, wenn ich seinen unbändigen Tatendrang einzig auf meinen Sport reduziere. Ein Border Collie zum Beispiel will permanent gefordert werden. Jetzt wirst du sagen, ich habe schon einige Border Collies ganz wunderbar diszipliniert rennen gesehen. Stimmt schon, aber vermutlich, weil diesen Hunde darüber hinaus noch auf tausend anderen Wegen gefordert werden.

So richtige Couch Potatos gibt es unter den Rassen nicht?

Grundsätzlich verhält es sich mit den Hunden wie mit den Menschen: Fast alle sind irgendwie auch zum Laufen geeignet. Ich laufe auch mit meinem JackRussell-Terrier Distanzen von bis zu 50 km und das ist bekanntermaßen ein Hund mit sehr kurzen Beinen. Allerdings bedeutet Letzteres eben auch, dass

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er seinen Oberkörper sehr nah am Boden hat. Wenn er im Sommer etwa über heißen Asphalt laufen muss, ist das für ihn eine Katastrophe und auch im Schnee hat so ein Tier keinen wirklichen Spaß.

Dabei wirken gerade Terrier, als hätten sie immer und überall Laune.

Guter Punkt. Die stehen tatsächlich permanent unter Strom und merken gar nicht, dass sie müde sind. Meinen Jack-Russell beispielsweise, den muss ich nach einem langen Lauf zehn Minuten ignorieren – dann fällt er um und schläft. Ansonsten würde er permanent beschäftigt werden wollen.

Nur: Wie geht der Hund dann damit um, wenn das Herrchen mal keinen Nerv zum Laufen hat? Hunde sind ja intelligente Tiere, die können antizipieren, dass es mal solche und mal solche Tage gibt. Wenn ich etwa mit einer Erkältung zu Hause liege, schalten sie auch runter, das passt schon. Die spüren schon, dass es irgendwann wieder los geht, die sind da völlig entspannt.

Trainierst du deine Hunde nach einem speziellen Trainingsplan?

Der Trainingsplan deines Hundes ist dein Trainingsplan, so einfach ist das schon. Dann gib es einige Ausnahmen: Wenn ich etwa bei 30 °C denke, jetzt mache ich einen langen Lauf, weil der Ultra in 14 Tagen vermutlich genauso heiß werden dürfte, dann nehme ich den Hund besser nicht mit. Die sprichwörtlichen Hundstage sind für die Tiere eine Tortur, das sollte man nie überstrapazieren.

Heißt das umgekehrt, dass der Hund die Leistung seines Herrchens spielend abrufen kann?

Nicht per se. Bei meinem bisher längsten Ultra über 175 km habe ich zweimal meinen Hund gewechselt. Dabei war die Distanz gar nicht das Hauptproblem, sondern der Schlafentzug. Und das, obwohl sie wahre Profis im Powernapping sind. Ich beneide meine Hunde für ihre Regenerationsgeschwindigkeit, wenn ich an einer Verpflegung haltmache, um was zu trinken, zu essen, die Flasks aufzufüllen, rollen die sich zusammen und schlafen flink mal ein paar Minuten, von jetzt auf gleich.

Ein Hund ist also auch nur ein Mensch?

Genau wie wir haben sie zum Beispiel Muskelkater. Ich war mal mit einem meiner Hunde unterwegs, ein wunderschöner Nachtlauf, überall hat es nach Wild gerochen, er war wunderbar triefig und agil. Zu Hause hat er sich dann hingelegt, und als er dann später zum Pinkeln rausmusste, hat der Hund gehumpelt. Ich habe die Pfoten untersucht und gedacht, er sei in irgendetwas reingetreten. Von wegen, der hatte Muskelkater.

Irgendwann kommt die Zeit, dann hat er mehr als nur Muskelkater.

Und da muss wirklich jeder Hundesportler sensibel mit umgehen können. Mein ältester Hund ist jetzt 14 Jahre alt, dem reichen inzwischen zwei zügig gegangene Kilometer. Und als er acht war, haben wir gemeinsam sogar mal einen 135 km langen Ultra gemacht. Vor drei Jahren wollte ich mit ihm nochmal für einen Marathon trainieren, aber ich habe schon bei den langen Trainingsläufen registriert, dass er sich immer wieder zurückfallen ließ. Das war‘s also, mein Freund, wir hatten eine tolle Zeit, von jetzt an darfst du dein Tempo bestimmen.


TIPPS für Leute ohne Hund!

Bernd Spring ist 2001 seinen ersten Marathon gelaufen, seit 2003 ist er fast nur noch in tierischer Begleitung unterwegs, im Training und im Wettkampf sowieso. An den Ausläufern der Schwäbischen Alb leben er und seine Frau Christina, eine aktive Schlittenhundesportlerin, mit insgesamt acht Hunden. Zwei von ihnen, Husky Melvin und Terrier Kasimir, sind gegenwärtig seine Mitläufer, mit denen er Distanzen von bis zu 240 km (Jurasteig Ultratrail) unter Schuhe bzw. Pfoten nimmt. Bernd Spring ist Herausgeber und Chefredakteur des dreimal jährlich erscheinenden Magazins dog&sport, dem deutschsprachigen Fachmagazin für den Zughundesport. Schwerpunkte sind dabei Sportarten wie Canicross (Geländelauf mit Hund), Trailrunning mit Hund, Dogtrekking, Bikejöring, Schlittenhunde … www.dogandsport.de

Ein fairer Deal.

Vor zwei Jahren sind wir noch einmal einen gemütlichen Landschaftshalbmarathon gegangen. Ich glaube, er hatte ein richtig cooles Leben.

Empathie ist also das Schlüsselwort für das Laufen und sowieso Leben mit Hunden?

Der Running Gag wäre: Der Läufer mit Hund steht am Start irgendwo ziemlich weit vorne, Hund rennt los, Läufer auch und alle stolpern über die Leine zwischen beiden. Als Läufer mit Hund sollte man sich also ganz hinten anstellen. Je länger der Lauf ist, desto länger ist ja Zeit, noch den linken Blinker zu setzen und zu überholen.

Apropos: Läufer mit Hunden scheinen gerade auf der Überholspur.

Die Leidenschaft für tierische Mitläufer hat auch nach meinem Gefühl stark zu genommen, und zwar sowohl was die Gelegenheitsläufer unter den Hunden angeht, als auch die Leute, die das ernsthaft als Teamsport betreiben. Hier bei mir in der Gegend beim Albmarathon zum Beispiel war ich lange der einzige Starter mit einem Hund. Im vergangenen Jahr waren wir zu acht. Bleibt die Hoffnung und auch der Appell, dass dabei nicht der ernsthafte Umgang mit dem Thema leidet. Laufen mit Hunden kann unheimlich Spaß machen – einfach nur Spaß ist es nicht.

Gibt es Regeln für das Miteinander von Läufer, Hund und anderen Läufern?

Wer mit einem Hund an den Start geht, sollte sich immer als Gast bei einem Rennen fühlen. So viel Verständnis sollte man in jedem Fall mitbringen. Erst kommt mein Tier und all die anderen Läufer, dann irgendwann komme ich. Wenn ich mit einem Hund laufe, zumal in einem Wettbewerb, muss mir klar sein, dass ich nichts erzwingen kann. Ich kann mich top fühlen, aber wenn nur eine gewisse Unsicherheit aufkommt, dass es dem Tier gerade anders geht, muss ich aus dem Rennen gehen.

Was tun gegen spaSSbefreite (hof-)Hunde? Schachtel Wirth (via Facebo0k) Cornelia Wolter ist Journalistin aus Berlin. Sie schreibt über den Menschen und die Hunde.

Und wie gehe ich, beziehungsweise wie geht mein Hund mit anderen Läufern um?

Im Rennen wird gerannt, da hat den Hund nichts anderes zu interessieren. Im Training oder bei einem Lauftreff muss klar sein, wer das Herrchen ist. Der Hund merkt ja schnell, ah, andere Läufer sind cool, die streicheln mich oder geben mir sogar was von ihrem Energyriegel ab ... so was darf immer nur im gegenseitigen Einverständnis passieren.

Zumal ja das Verhältnis von Läufer und Hund nicht per se eine Liebesbeziehung ist.

Genau. Viele Läufer haben, aus welchen Erfahrungen auch immer, schlechte Erfahrungen mit Hunden gemacht. Das Falscheste, was ich dann sagen darf, ist ein dämliches „Der will doch nur spielen.“

Canicross ist eine eigene Sportart: Hund zieht Läufer. Gibt es Unterschiede zum Trailen mit Hund?

Auch auf dem Trail gibt der Hund schon mal das Zugtier. Deshalb ist auch klar, dass Läufer mit Hund in einer eigenen Wertung starten. Im technischen Gelände ist es wichtig, dass der Hund den Befehl „hinten“ kennt. Der ist ihm nämlich eigentlich fremd, was soll ein Schlittenhund mit dem Befehl „hinten“ anfangen. Im Trail muss der Hund aber unbedingt lernen, das Tempo des Läufers zu akzeptieren. Das gelingt ganz klassisch über Leckerlis, die der Hund eben hinter dem Rücken des Läufers bekommt. Wenn du das 50 mal machst, kannst du das Leckerli irgendwann weglassen.

Dann läuft’s?

Das sowieso. Ich bin bei der Ulmer Laufnacht mal eine Zeit lang neben einem Barfußläufer gelaufen. Der hat sich gar nicht mehr eingekriegt, wie ergonomisch präzise und gleichzeitig elegant der Laufstil meines Hundes war.

Die Körpersprache der Hunde ist universell – das können sich Läufer zunutze machen. Beispiel: ein uneingezäunter Hof mit freilaufendem Hund. Sieht man den Hund schon von Weitem, sollte man einen deutlichen Bogen um sein Revier laufen. Ist man schon näher dran – den Kopf deutlich vom Hund wegdrehen und am besten schräg nach oben schauen (genauso machen es nämlich auch Hunde). Im Idealfall geschieht das, ehe der Hund bellt. Wenn das Tier mehr oder weniger plötzlich vor einem auftaucht: Tempo verlangsamen, am besten stehen bleiben. Auch hier ist ein Wegdrehen sinnvoll, dabei den Hund im Augenwinkel behalten, direkten Blickkontakt aber vermeiden. In südlichen Ländern haben Hunde häufig eher Angst vor Menschen, und nach einem lauten „Hey“ trollen sie sich. Abseits eines Hofes/Revieres/Besitzers, also auf neutralem Boden (etwa im Wald), zeigen Hunde selten Bewachungs- oder Aggressionsverhalten.

Und wenn all die Ratscchläge wirkungslos geblieben sind? Nachtrag aus der redaktion Nocheinmal Cornelia Wolter, die selbst übrigens einen Labrador und eine Dackeldame hat. Gerade wer ohnehin schon nichts Gutes von Hunden erwartet, sollte tatsächlich Pfefferspray dabeihaben – oft hilft das alleine schon gegen die Angst. Bellen und Knurren bedeuten nicht zwangsläufig, dass ein Angriff folgt. Eine starre Körperhaltung und fixierender Blick bei totaler Stille sind dagegen alarmierend. Steht der Hund mit gefletschten Zähnen vor einem und lässt auch nicht nach, wenn man langsam und ohne direkten Blickkontakt rückwärts geht, sollte man das Spray zur Hand nehmen – unbedingt die Windrichtung checken!


REVIERGUIDE / SÜDPFALZ TEXT: CLEMENS NIEDENTHAL & DENIS WISCHNIEWSKI FOTOS: CLEMENS NIEDENTHAL

Es soll so sein. Bereits zum zweiten Mal in Folge führte uns auch in diesem Jahr die legendäre REVIERGUIDE-SERIE in die Pfalz. Wir mussten! Wir wollten! Diesmal lud uns die Landau Running Company um Mastermind Christian Beck in den Südteil des größten zusammenhängenden Waldgebiets in Deutschland ein und ließ dabei keine Gelegenheit aus, die insgesamt 250 Teilnehmer in kollektives Staunen zu versetzen. Am Ende war der Foodtruck wie leer geputzt, aber das ist nur ein Teil einer großen Geschichte ...

Christian Beck ist ein Mann der Tat. Sein Spielfeld – die Südpfalz. Dort hat er in den letzten Jahren etwas geschaffen, etwas aufgebaut, was irgendwie einzigartig wirkt. Der Gründer der Landau Running Company ist auf den ersten Blick LaufshopBesitzer, bei genauem Hinschauen aber viel mehr als das. Christian pflegt einen ganz besonderen Umgang mit seinen Kunden, die Freunde und Familie für ihn sind, die zu einer riesigen Community geworden sind, die mit ihm und seiner Frau Iris in gecharterten Reisebussen zu Wettkämpfen fahren, Feste feiern und zusammen die regionalen Trails erkunden. Es ist eine „Sache“ entstanden! In Landau ist etwas ganz Besonderes gewachsen, und Christian hat das Feuer entzündet. An diesem Samstag Ende Februar sind wir sprachlos. Schuld daran ist dieses Licht und die Temperatur. Es wirkt fast so, als ob heute halboffiziell der Winter abgewählt wurde und wir stehen in kurzen Hosen bei zweistelliger Gradzahl oberhalb von Annweiler und warten, bis es losgeht. Iris, Christian und ihre 70 / 71 TRAIL MAGAZIN

Crew – allesamt perfekt in mittelblauen Trikots gekleidet, das rot-weiße LRC-Logo auf der Brust, sind perfekt auf diese beiden Revierguidetage vorbereitet. Dem Zufall wird hier nichts überlassen, es ist eine Art charmante Perfektion, die uns über die 15-km-Strecke führt. Schnell wird klar, dass die Südpfalz ihren eigenen Charakter hat: lange Anstiege, nie zu steil, unendliche Möglichkeiten, lange Downhills und immer wieder Weitsicht, exponierte Stellen, die uns fern blicken lassen und für kleine Pausen sorgen. Christian liebt dieses Stück Natur und warnt mit einem Lächeln: „Du kannst hier 30 Kilometer lang auf einem Singletrail in eine Richtung rennen und wirst keine Menschenseele treffen. Du kannst hier in Wäldern laufen, die auf dem besten Wege sind, wieder Urwald zu werden.“ 480.000 Fußballfelder, oder so ähnlich, so groß und nicht kleiner ist dieser Pfälzer Wald. An diesem frühlingshaften Februarwochenende würden wir gerne jeden Quadratmeter davon erlaufen. So schön, so spielerisch,


so logisch sind diese Trails. Und so familiär ist die Atmosphäre. André zum Beispiel, früher aus Hamburg, jetzt aus Hannover, der plötzlich in dieser Eisdiele in Annweiler neben uns sitzt. Vertraute Atmosphäre, obwohl man sich im Leben vielleicht fünf-, sechsmal getroffen hat bisher, fünf, sechsmal miteinander gelaufen ist. Heute wird es wieder laufen. Autos trudeln ein und mit ihnen Läufer und Läuferinnen. Kurze-Hosen-Wetter, vielleicht zum ersten Mal im Jahr. Christian schwört uns ein, ein Leitwolf in seinem Revier. Dann überlässt er anderen die Bühne. Tollen und toben, so ausgelassen sind nur die frühen Läufe im Jahr. Fast so, als hätten wir unterbewusst tatsächlich Sorge gehabt, all das könnte nicht wiederkommen. Die Sonne, der federnde Waldboden, diese perfekten Bedingungen um die Kurven zu räubern und die Kuppen zu nehmen. Ein neues Jahr. Abends steigen wir von den Pfälzer (Wein-)Bergen hinunter in die Altstadt von Landau. Denis liest aus seinem „Lebenslauf“. Unser Trail-Magazin-Trainingsexperte Michael Arend, der am

Nachmittag auf der anderen Rheinseite in Heidelberg noch den Jockertrail gewonnen hatte, erklärt in klaren Worten und Bildern, warum auch das Ultratraining Tempo braucht. Christian hat sein Tempo rausgenommen, ist Gastgeber in seiner Landau Running Company. Klar würde er auch was verkaufen, klar wird auch was verkauft. Aber darum geht es an diesem Abend nicht. Stattdessen geht es um das, was das Marketing Community nennt und was doch nur entstehen kann, wenn es mehr ist als nur eine Marketingidee. Der Abend im Shop klingt aus, und nachdem rund 60 Leute zehn Pizzaschachteln in weniger als zwei Minuten leeren, ist das Thema mit dem Carboloading für den anstehenden Lauf am nächsten Morgen auch vom Tisch. Die Pfalz schläft und ein sogenannter Foodtruck füllt sich irgendwo im nicht weit entfernten Saarland mit Burgern, Bio-Limos und Hotdogs. Fast könnte man dem Glauben verfallen, am Ende ginge es beim Laufen immer nur ums Essen. Ach was, ums große Fressen.


REPORT / MONTANE SPINE RACE

DIE HÄRTE DER INSEL.

Zunächst weiß man nicht, was bei so einem Rennen auf einen zukommt, und dann, im Ziel, weiß man plötzlich so unheimlich genau, was man getan hat.

88 / 89 TRAIL MAGAZIN


TEXT: GABRIELE KENKENBERG FOTOS: MICK KENYON / MONTANE SPINE RACE

430 km lang, arktisch kalt, englisch feucht. Das SPINE RACE in Nordengland zieht Individualisten an, denen die Saison nicht früh genug beginnen kann. Unsere Autorin Gabriele Kenkenberg berichtet von einem Finish voller Dankbarkeit.

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“Wer macht denn so was? Nordengland – und dann noch im Winter?“ Solche Fragen musste ich mir vor dem Rennen oft anhören. Und dann beim Check-in am Tag vor dem Rennen war ich mir auch nicht mehr so sicher. In Edale herrschte sonniges Winterwetter, aber in den Bergen tobte schon ein Schneesturm, der eine Wetteränderung ankündigte. Zu Rennbeginn sollte es deutlich wärmer werden, aber auch regnerisch. Das Wetter beim Spine-Race ist immer eine der größten Herausforderungen. Ob arktische Kälte, orkanartige Stürme oder Dauerregen, es hat schon alles gegeben. Das plötzlich einsetzende milde Wetter in diesem Jahr führte ganz schnell zur kompletten Schneeschmelze. Verstärkt durch den Regen entstanden so reißende Ströme, nicht selten mehr als knietief, die durchquert werden mussten. Auch die Hochmoore standen voller Wasser. Nicht einmal mit Gummistiefeln würde man hier trockene Füße behalten. Trotzdem versuchten wir noch balancierend oder springend, ein unnötig tiefes Einsinken zu vermeiden. So schwer war der Beginn des Rennens noch nie, wurde mir versichert. Aber das macht einen Abenteuerlauf schließlich aus. Man weiß nicht genau, was auf einen zukommt und man muss sich komplett neuen Herausforderungen stellen. Meine anvisierte Rennplanung war schon nach dem ersten Tag nichts mehr wert. Der Streckenabschnitt hatte viel mehr Zeit gekostet als gedacht. Eine Pause wurde dringend notwendig, schon allein zum Wechseln der nassen Klamotten und zur Versorgung der Blasen. In den fünf Checkpunkten entlang der 430 km langen Rennstrecke leisten die Helfer tolle Arbeit. Sie versor-

gen und verarzten die Läufer liebevoll. Es geht richtig familiär zu. Das macht den Lauf auch zu etwas ganz Besonderem, dass so viele Läufer trotz der Härte des Rennens jedes Jahr wiederkommen. Im weiteren Verlauf des Rennens, bei dem jeder Läufer auch mentale Tiefpunkte durchmacht, waren auch immer wieder Freiwillige an der Strecke, die uns mit heißem Getränk, ein paar Süßigkeiten oder lieben Worten erneut aufgebaut haben. Ein Problem, mit dem jeder von uns zu kämpfen hat, ist das zunehmende Schlafdefizit. Nicht immer ist es möglich, rechtzeitig Pausen einzulegen. Auch mir ist es zwischenzeitlich passiert, dass ich halluziniert habe, Lichter, Häuser, sogar Blumen gesehen habe, die es gar nicht gab. Meine Konzentration war zeitweise so weit unten, dass ich nicht einmal mehr mein GPS-Gerät richtig ablesen konnte. Mit einer Pause hätte ich die so verlorene Zeit leicht wieder einholen können. Die lange Dunkelheit hat mich weniger deprimiert als zuvor befürchtet. Unheimlich war es aber schon zwischendurch, vor allem bei Nacht und Nebel im Moor. Als einziges Geräusch das Gluckern des Wassers, kaum Sicht – und dann kein Empfang mit dem GPS. Zum Glück bin ich nie lange komplett allein gelaufen, war meist zu zweit oder dritt unterwegs. Nur mit Karte und Kompass hier einen Weg zu finden, hätte ich mir an dieser Stelle nicht zugetraut. Der gesamte Lauf war auch ein Karussell der Gefühle. Von Angst, Ärger, Verzweiflung, über Freude, Glück bis zu tief empfundener Dankbarkeit war alles dabei. Gekrönt wurde das Rennen am letzten Tag mit blauem Himmel, Sonnenschein und grandiosen Ausblicken über die Chiviot-Hills an der Grenze zu Schottland. Ein letzter Marathon war noch zu bestehen, und dann konnte ich den dritten Platz bei den Frauen für mich verbuchen.


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