TRAIL Vorschau 3/2017

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TRAIL MAGAZIN

LUIS ALBERTO HERNANDO / REVIER: ULM / LESERUMFRAGE 2016/2017

DAS LAUFMAGAZIN NR.1 F Ü R T R A I L - R U N N E R DEUTSCHLAND ¤ 4,50

MÄRZ

ÖSTERREICH ¤ 5,20 SCHWEIZ SFR 8,80 LUXEMBURG ¤ 5,30 ITALIEN ¤ 6,10 SPANIEN ¤ 6,10 FRANKREICH ¤ 6,10

WWW.TRAIL-MAGAZIN.DE

APRIL 2/2017

PRAXISTEST MACH HELL DEN TRAIL:

12 STIRNLAMPEN FÜR DEN NOTFALL UND MIT MAXIMALER POWER!

ASIEN

DAS GROSSE SPECIAL:

WIESO TRAIL-RUNNING DURCH DIE DECKE GEHT!

ISLAND FOTOSTORY:

MIT US-STARLÄUFER ROB KRAR IN SATTER NATUR UNTERWEGS

DIE BESTEN TRAILS DER WELT

GEHEN ODER LAUFEN? WAS IST EIGENTLICH BESSER?

SONDERSEITEN! ALLES FÜR SKITOURENEINSTEIGER INTERVIEW MIT EINEM FÖRSTER »JE LEISER, DESTO STRESSIGER FÜR DIE TIERE!«

skyraces, etappenläufe und ultratrails rund um den globus


XA ENDURO

LEVEL THE PLAYING FIELD Es ist Zeit, ausgetretene Pfade hinter dir zu lassen. Der XA Enduro sorgt für Stabilität und Schutz in jedem alpinen Terrain. Durch die integrierte Gamasche sind Steinchen im Schuh Vergangenheit. Wer braucht schon Wege? Die Berge gehören dir, tob dich aus und lauf, wo auch immer es dir gefällt.


Story Nummer 1 bitte nicht überspannen! Der Vienna City Marathon hat jetzt einen neuen, ziemlich furchtbaren Claim: Theater der Emotionen. Was soll das Theater, mag man da fragen. Die Antwort indes sie ist so einfach wie banal. Der Schweiß, die Gänsehaut, die Tränen – all das gehört längst zum Komplett-Sorglos-Paket des modernen Eventmarketing. Vor fünf, sechs Jahren gehörte es plötzlich zum guten Ton, unbedingt mal einen Marathon gelaufen zu sein. Heute weiß die Laufkundschaft bereits ganz genau, wie sich so ein Marathon anzufühlen hat. Und ironischerweise gleicht dieser Spannungsbogen – der mutige Aufbruch, der zähe Kampf, die Erlösung – exakt einem Märchen der Brüder Grimm oder einem Musical von Andrew Lloyd Webber. Wir Trail Runner könnten es uns jetzt einfach machen und verächtlich auf den City Marathon gucken. Straßenläufer, Herdentiere, Lemminge, einer der vorneweg läuft (wenn Nike will, in diesem Jahr ja bereits in 1:59:59 Stunden) und 40.000 laufen hinterher. Aber so einfach ist es nicht. Auch unser Sport soll eben ein Spektakel sein, oder mindestens spektakulär. Vermutlich also sollten wir dieses ganze Theater wieder öfter zu unserem ganz privaten, intimen Kammerspiel (der Emotionen) zusammenstutzen. Authentisch und intuitiv darauf achten, was ein Lauf, was eine Landschaft mit uns macht. Und nicht immer schon im voraus wissen, das spätestens nach 8 km irgendwas #awesome sein muss. Und das dann nach spätestens 9 km als #Hashtag in den sozialen Medien steht. Und ruhig einfach auch mal posten, wenn ein Lauf so richtig sch... war. Bei gutem Theater und großem Sport – und das unterscheidet beides von einem Musical von Adrew Lloyd Webber – weiß man ja vorher auch nicht, was hinterher passiert.

EDITORIAL Wer sich das Cover dieser Ausgabe einmal genau ansieht, wird feststellen, dass da zunächst ein Mann mit Vollbart zu sehen ist. Das ist heutzutage erst einmal nichts Besonderes, Vollbärte sind noch immer sehr in Mode. Des Weiteren erkennt man, dass der Kerl perfekt gekleidet ist und durch eine fast schon romantisch-kitschige Schneelandschaft rennt. Er rennt.

verstehen. Und ganz ehrlich: Gehen ist einfach nur enorm konsequent, denn wer geht, im Gegensatz zum Pausieren und Stoppen, der kommt ja immer noch voran. Er bewegt sich, er verringert seine Strecke. Nun gut. In den Bergen ist das Gehen dann ohnehin eine Art Grundnahrungsmittel. Die wenigsten rennen so einen Ultra-Trail oder Berglauf am Stück durch, die meisten gehen die Anstiege. Noch mehr benutzen sogar Stöcke – da könnte man jetzt böse sein und behaupten, dass das Nordic Walking ist. Wir wissen alle – ist es natürlich nicht.

Unser Trainingsexperte Michael Arend interessiert sich ab Seite 88 sehr dafür, ob und wann es denn nun Sinn macht, besser zu rennen oder zu gehen. Rennen vs. gehen. Gehen oder rennen? Michael wird es uns erklären, aber eines Im Ernst – auf der Straße, bei ei- ist am Ende doch irgendwie klar: nem flachen Lauf, Volkslauf oder Wir bewegen uns. Leise. LeidenStadtmarathon, würde diese Fra- schaftlich und so schnell, wie es ge erst gar nicht aufkommen, eben geht. aber auf dem Trail, im Gelände mit Höhen, Tiefen und diesen Längen ist das eben schon ein Thema. Vielleicht müsste man zunächst mit der Mär aufräumen, dass ein Läufer nur ein Läufer ist, wenn er ständig läuft, also rennt. Man muss die Gehpause endlich als einen Teil unseres Lieblingssports

Lauf zua! Denis Wischniewski Herausgeber TRAIL


FOTOSTORY / ISLAND

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TEXT: CLEMENS NIEDENTHAL FOTOS: KELVIN TRAUTMAN

DIE PERFEKTE VORSTELLUNG

DER SÜDAFRIKANER KELVIN TRAUTMAN GEHÖRT ZU DENBESTEN OUTDOOR-FOTOGRAFEN DER WELT. IN ISLAND SETZTE ER TRAILSTAR ROB KRAR PERFEKT IN SZENE UND LÄSST UNS MIT DIESEN BILDERN VON EINEM LEBENSGEFÜHL TRÄUMEN, DASS ES VERDAMMT NOCH MAL GEBEN MUSS.


LESERUMFRAGE / 2017 Läufst du den Winter über auch? JA, ich laufe zu allen jahreszeiten! 81% JA, ABER ICH REDUZIERE DEN UMFANG. 19%

1 0, 5 % s i n d Ve g e t a r i e r 4 , 4 % l e b e n ve g a n

Die beliebtesten Marken bei Trail-Schuhen SALOMON 65%

INOV-8 24%

ASICS 21%

LA SPORTIVA 24%

SAUCONY 16%

DYNAFIT 12%

WO LAUFEN SIE DENN? NUTZT DU DIE MITTAGSPAUSE ZUM LAUFEN / TRAINING?

NIE: 64% SELTEN: 25% REGELMÄSSIG: 11%

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DIE TOPREVIERE DER ALPEN ...

Wie hoch ist dein Jahresbruttoeinkommen? bis 10.000 Euro 10.000 bis 15.000 Euro 15.000 bis 20.000 Euro 20.000 bis 30.000 Euro 30.000 bis 40.000 Euro 40.000 bis 60.000 Euro 60.000 bis 80.000 Euro über 80.000 Euro

38% Dolomiten

Wie wichtig ist dir ein Auto? Ich habe ein Auto 83% Ich habe kein Auto 17%

Fotografierst du während des Laufens?

37 % Garmisch/Zugspitzregion

Ja, aber nur mit dem Smartphone

33% Allgäu

Ich filme auch gerne.

Nein, nie, keine Zeit.

26% Tirol

Nur ab und zu auf langen Touren im Urlaub.

Planst du 2017 einen Trailrun-Urlaub?

Hat sich deine einstellung zu rennveranstaltungen in den vergangenen jahren verändert?

57% JA

JA, ich muss nicht mehr an jeder Startlinie stehen und laufe eigene Projekte. 23% JA, ich suche Rennen gezielter aus. 51% Nein. 25%

der leser wollen keine musik beim laufen hören und nur die natur wahrnehmen.

TOP 5 Was ist dir besonders wichtig beim Trailschuh?

JA, umso intensiver ich laufe, umso wichtiger werden Wettkämpfe! 7%

Der GRIP und der halt am boden. ICH WILL, DASS ER LEICHT IST. ER SOLL LAUFFREUDIG SEIN. ER SOLL STABIL UND FEST AM FUSS SITZEN. ER SOLL FLEXIBEL UND DYNAMISCH SEIN.

58%


JOURNAL22017 GRÜNE HÖLLE?

Unser Autor Jonas erlebte auf Costa Rica bei der ECOGREEN ADVENTURE CHALLENGE, wie es sich anfühlt, wenn einem während des Laufens die Socken ausgezogen werden – ins Ziel kam er trotzdem und erlebte viel Herzlichkeit und echten Dschungel.

TEXT: JONAS BERG FOTOS: JOSUE FERNANDEZ

Sie erzählen dir, dass es aussieht wie im Paradies. Regenwald, unendlicher Blick über grüne Baumwipfel, an jedem zweiten Ast hängt entweder ein Affe – oder ein Leguan. Aber ja, heiß soll es sein. So um die 30 °C, vermutlich mehr. Vor der Luftfeuchtigkeit wirst du gewarnt. Und als letztes vor den starken einheimischen Läufern die genau dieses Klima so lieben, zumal sie es gewohnt sind. Nun gut, ich fahre mit Alex und Lupe, meinen Freunden aus San José los in Richtung Paradies. Auf dem Weg kehren wir noch ein. LKW-Raststätte mit riesiger Süßigkeitenauswahl. Und so gutem Essen. Hühnchen, Reis, gebackene Banane. Wahnsinn. Und dann fängt der Dschungel an. Wir fahren wieder runter, um uns herum nur noch Bäume, Lianen. Ich bekomme den Mund nicht mehr zu – maximales Staunen. Ein tolles Hotel erwartet uns, nur Läufer und Vogelbeobachter im Haus. Und für zwei Tage geraten die Vögel in den Hintergrund. Uns versteht hier keiner. Da wollt ihr hochrennen, auf den Cerro de la Muerte. Wie heißt das Rennen? North Face Costa Rica Ecogreen Adventure Challenge? Ach, und das ist 26 / 27 TRAIL MAGAZIN

nur eines von vielen Rennen, bei denen man Punkte erkämpfen kann. Die machen das mehrmals? Freiwillig? Schon wieder diese ungläubigen Blicke. Und ein Schmunzeln bei allen Läufern, die das Wesen des semi-professionellen Vogelbeobachtens vermutlich genauso ratlos kommentieren würden. Hayden Hawk ist eingeladen und hat seinen Bruder und einen gemeinsamen Freund mitgebracht. Schnelle, sehr schnelle Jungs aus den USA. Hayden im Team Hoka, die beiden anderen Jungs laufen noch für die Uni, Sponsorenverträge liegen aber schon in der Schreibtischschublade. Ich nehme es vorweg. Alle drei werden ihren Erwartungen gerecht. Hayden Hawk siegt über die 50 km und Clinton Rhoton über die 21 km. Und das mit deutlichem Vorsprung. Zu mir – meine Knieprobleme lassen mich von 50 auf 21 km wechseln. Zum Glück habe ich vernünftigerweise diesen Schritt gemacht. Ab km 16 muss ich beißen. Warum? Ach, bei 10 km Uphill, 10 km Downhill, nur hier und da ein paar waagerechte Meter waren die Belastungen extrem. Start der 50er um 5 Uhr 30, 21 km um 8 Uhr 30. Tolle Orga-

nisation, tolle Leute. Ich finishe als 16ter. Zufrieden und total fertig. Der Veranstalter, Federico Escalante und seine Frau Ligia Madrigal, beide extreme Läufer, sind mit Leib und Seele diesem Sport verfallen. Ich bin ihrer Einladung gefolgt und danke noch heute für die Herzlichkeit und das Entgegenkommen, das mich dort erwartet hat. Am Abend die Pastaparty im kleinen Rahmen, „Family & Friends“, am nächsten Tag ein Rennen, das mir nach circa 300 m so was von die Socken ausgezogen hat. Kennt ihr dieses Gefühl, wenn es blutig schmeckt im Mund? Nun gut, erwartet habe ich das. Aber nach nicht mal einem Kilometer? Es ging über eine kleine Brücke, die Straße kurz hoch, rechts in die Hotelanlage hinein, an meinem Zimmer vorbei und dann ab Richtung Gipfel. Der Berg am Berg. Spätestens nach 15 Minuten wusste ich, warum dieser der „Berg des Todes“ genannt wird. Keine Gnade, keine Sekunde Pause. Jeder Zentimeter, den du runterrutschen darfst, wird gnadenlos mit steilen Uphills bestraft. Ganz oben wartet ein Team und klatscht dich ab. Downhill. Knallen!


Breitensport

4 FRAGEN AN HARALD JASSNIGER

Bei einem Lesercamp lernten sich Harald und Mike kennen. Die beiden "Senioren" erkannten schnell Gemeinsamkeiten – Spaß am Laufen, sich fordern, aber nicht überfordern. In Zukunft berichten sie uns regelmäßig von all dem, was sie nicht ernst nehmen.

Harald, dein Kumpel Mike und du, ihr habt 2017 einiges vor. Euer Motto heißt „Spaß am ursprünglichen Trail-Running!“ Erzähl mal.

Da muss ich etwas ausholen. Seit einigen Jahren bin ich Leser von Trail. Ich lese gerne die verschiedenen Berichte über erbrachte Leistungen, über die unterschiedlichen Veranstaltungen, über Ausrüstung, richtige Ernährung usw. Das macht mir riesigen Spaß. Ich habe allerdings festgestellt, dass die Entwicklung immer mehr Richtung schneller, weiter, höher und extremer geht. Du hast dir darüber verschiedentlich schon Gedanken gemacht. Wie geht das weiter? Was ist mit dem ursprünglichen Trailrunning? Ist immer nur der Sieg, die Länge der Strecke und die erklommenen Höhenmeter das Wichtigste? Bis zu welchem Alter kann man da überhaupt mithalten? Jetzt kommen Mike und ich ins Spiel. Wir haben vor, bei verschiedenen Trailveranstaltungen, die nicht nur Ultraläufe, sondern auch Unterdistanzen mit weniger Höhenmetern anbieten, teilzunehmen. Unser Motto ist es, Spaß zu haben, mit Gleichgesinnten zu laufen, die Natur zu genießen, ohne Bestzeiten nachzujagen. Wir sind im LaWaLa-Stil unterwegs -LaufenWalkenLaufen.

Euch ist die Superlative scheinbar egal. Ihr pfeift auf „Ultra“ und „Bestzeiten“. Was motiviert dich dennoch an Wettlämpfen teilzunehmen?

Warum nehmen wir an Wettkämpfen teil? Mir persönlich gefällt die ganze familiäre Atmosphäre bei solchen Trailrennen. Ich schaue gerne den Ultras beim Start zu. Dann freue ich mich auf den eigenen anstehenden Lauf. Wie wird wohl die angebotene Strecke sein? Was sagt mein Körper dazu? Was mein Laufpartner? Hat er wieder ein paar Kosenamen für mich? Nach dem Lauf das Gefühl: Hallo alter Körper, du kannst es noch!

nen. Es ist für uns ein Privileg, dass uns unsere Körper dies noch ermöglichen.

Zusammen habt ihr 114 Jahre Lebenserfahrung auf dem Trail. Wie hast du Mike kennengelernt und was ist der Grund, dass ihr nun als Laufteam unterwegs seid?

Mike und ich trafen uns 2015 beim KWT-Camp. Wir waren da Alters- und Leidensgenossen. Wir sind danach in Kontakt geblieben. Letztes Jahr haben wir dann zwei Trailrennen gemeinsam bestritten. Dieses Jahr werden wir wohl wieder ein paar Rennen im LaWaLa-Schritt unter die alten Hufe nehmen und Spaß haben. Mike hat den Ehrgeiz, ich die Erfahrung. Wir nehmen uns beide nicht so ernst. Vor allem können wir übereinander lachen.

Wie sieht so ein perfektes Rennen für dich eigentOben: Mike Hess. Unten: Harald Jaßniger. lich aus? Was muss passieren oder laufen? Wie so ein perfektes Rennen aussieht? Weißt du, In un- Zwei die sich gefunden haben und nun serem Alter ist jedes einzelne Rennen ein perfektes Ren- gemeinsame Ziele verfolgen.

RACE/EVENT

4 KOMMENDE TRAIL-RENNEN. TESTE DEINE FRÜHFORM!

Pfälzer berl andtrail In der Pfalz, da knallt's! Da ist was los im frühen Jahr, und beim Berglandtrail kann man gleich mehrere Tage auf Wettkampfmodus schalten. Von Freitag bis Sonntag gilt es 52, 49 und abschließend 28 km zu laufen. Höhenmeter gibt es obendrauf. 30. März bis 2. April 2017 www.pfaelzer-berglandtrail.de

trail petit ballon Der Klassiker im Frühjahr in Frankreich. Die Strecke führt in einer Runde vom Ort Rouffach auf den Petit Ballon (1.300 m) und wieder zurück. Die 52 km sind technisch einfach und haben 2300 Hm. An Wetterlagen gab es hier nahzu schon alles: Frühsommer und tiefster Winter mit viel Schnee. 19. März 2017 www.rail.rouffach-athletisme.org

TEXEL TRAIL Die westfriesische Insel Texel ist Spielfeld eines abwechslungsreichen Trail. Die holländische Nordseeinsel lädt zu 15, 25, 40 und 50 km ein und bietet somit früh im Jahr ein feine Abwägung der Distanz. Finden wir gut! Das Team um Peter Witte garantiert einen perfekten Event. 18. Februar 2017 www.texeltrail.nl

FIRENZE Urban TRAIL Ein schnelles Rennen und ein toller Mix aus Stadt und Trails, denn nach 14 von 42 km geht es raus aus Florenz (382.000 Einwohner) und man sammelt in schönen Olivenbaum-Hainen runf 1250 Hm. Ein perfekter Italien-Urlaub mit Sport kombiniert. 5. bis 7. März 2017 www.firenzeurbantrail.com


SPECIAL / TRAILSZENE ASIEN TEXT: PETER HINZE FOTOS: LLYOYD BELCHER, PETER HINZE, THOMAS BOHNE, RICHARD BULL

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DER HIMMEL ZUM GREIFEN NAHE Zum Trailrunning nach Asien? Jahrelang war dies eher eine exotische Idee für Abenteurer. Doch inzwischen boomt der Sport zwischen Japan und China, zwischen Nepal und Indonesien. Ein Asien-Start gehört längst zum Pflichtprogramm für die Laufelite – und kann die krönende Kür für das weniger ambitionierte Läuferleben sein.


SPECIAL / TRAILSZENE ASIEN

D

Der Weg zum Start dauert für die internationalen Teilnehmer zwölf atemlose Wandertage. Die Einheimischen kommen erst 24 Stunden zuvor den Berg herauf. Mit lockerem Schritt und mit einem Lächeln. Der Tenzing Norgay Mount Everest Marathon startet in 5362 m Höhe. Seit 14 Jahren das gleiche Bild im Himalaya: Morgens um 7 Uhr sind frostige Temperaturen im Gletscherfeld unterhalb des höchsten Berges der Welt garantiert. Die Sonne braucht noch lange, um zu wärmen. Es ist der 29. Mai. Der Monsun kommt Tag für Tag bedenklich näher. Bei den ersten Austragungen war der Lauf eine exotische Veranstaltung. So starteten 2007 viele der internationalen Läufer noch mit normalen Laufschuhen oder Wanderstiefeln. Nur die einheimischen Läufer trugen ihre gewohnte Ausrüstung – klassische Turnschuhe, nicht selten aus Leinen. Mit jedem Jahr wird die Schuhfrage jedoch professioneller beantwortet: Die einheimischen „Profis“, die gutes Geld als Sherpas verdienen, in Kathmandu arbeiten oder gar im Sommer nach Europa reisen, haben längst Salomon & Co. für sich entdeckt. Aber auch die Zeiten, dass das Everest-Rennen das absolute Highlight war, sind längst vorbei. Trailrennen in Nepal erleben einen wahren Boom. Heute gibt es kaum einen Achttausender mehr, dessen Umrundung oder Basislager nicht Teil eines Traillaufs sind. Everest, Annapurna, Kanchenjunga, Dhaulagiri, Langtang – nichts ist unmöglich. Vor allem, weil der Brite Richard Ball und seine Partnerin Lizzy Hawker, fünffache UTMB-Gewinnerin, sich um Nepals Laufszene kümmern und den Markt mit spektakulären Rennen aufmischen: Annapurna 100 weist als Tagesevent stolze 4030 hm+ auf. Der Manaslu

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Mountain Trail bringt es auf gut 132 km in sechs Etappen. Landschaftlich noch spektakulärer zeigt sich die Landschaft jedoch beim Mustang Trail Race im April: acht Etappen, 184 km mit 9771 hm+. Intensiver lässt sich der Himalaya nicht erleben. „Die Abgeschiedenheit und die fehlende Infrastruktur machen Logistik und Sicherheit ungeheuer kostspielig“, weiß Ball aus Erfahrung nach zahlreichen Events. Nepal-Läufe sind keine Billigwaren. 2500 US-$ ab Kathmandu (also ohne internationalen Flug) sind normal. Doch eine Premiere im April 2017 soll alle bisherigen Herausforderungen und Kalkulationen in den Schatten stellen: Das Lauf-„Urgestein“ Bruno Poirier greift mit seinem französischen Unternehmen Les Chevaliers nach dem Superlativ, der den Namen The Great Himalayan Trail 2017 (GHT) trägt: 45 Tage, 90000 hm+ auf einer Strecke von circa 1600 km. Einmal durch den gesamten Himalaya in Nepal, von Ost nach West –eigentlich nonstop. Knapp 30 Teilnehmer haben sich angemeldet. Wie viele wirklich starten ist ungewiss, denn die Chancen, dass die Mehrheit das Ziel erreicht, ist gering: Zu extrem sind die Belastungen mit insgesamt mehr als zehn Pässen über 5000 m Höhe. Ende Oktober startete Lizzy Hawker zu einem inoffiziellen GHT-Rekordversuch. Selbst die Britin benötigte 42 Tage, inklusive Schneeblindheit, Lawinenabgängen und einer weggespülten Brücke. Doch Nepals Bergwelt beschleunigt zum Glück nicht nur das Streben nach immer härteren Rennen. Som Tamang, der 2015 seinen Bruder beim Erdbeben im Heimatdorf Batase verlor, organisiert zweimal im Jahr einen Run for Recovery, um Geld für die Reparatur der lokalen Wasserleitungen einzunehmen.


» INTERVIEW MIT THOMAS BOHNE bitte keine spezialität des hauses! Race Director Thomas Bohne (34) über Probleme mit Zeitverschiebung, Wüstensand in den Schuhen und wilden Kamelen als gefährliches Fotomotiv Exotische Rennen, auch im Trail-Bereich, liegen im Trend. In den Alpen kennt man sich schon aus. Aber was erwartet den Läufer zum Beispiel in der Taklamakan-Wüste? Hier gilt wohl der alte Spruch besonders: Andere Länder – andere Sitten.

Ja, Asien ist anders als die Alpen. Das fängt schon bei der Anreise an. Da kann man schon viel falsch machen. Ab fünf Stunden Zeitverschiebung brauche ich drei bis vier Tage, um mich anzupassen. Am schnellsten komme ich in den Schlafrhythmus, indem ich gleich am Anfang so lange wie möglich wach bleibe. Ich stelle im Flugzeug meine Uhr schon auf die neue lokale Zeit. Das ist sehr wichtig. Mein Körper muss einmal richtig müde sein. Asien ist für mich immer auf dem Hinflug bei der Eingewöhnung etwas einfacher.

Und nach der Ankunft gehen die Extreme bei den Themen Landschaft und Klima zumeist weiter.

Die Wüste Gobi kann völlig unterschiedlich, ganz extrem sein: Es kann Schnee haben, aber auch 50 °C im Schatten. Die Wüste ist vielseitiger als die meisten Leute vermuten. Die Vorbereitung, also auch das Lesen von Rennberichten oder Reportagen über Sitten und Gebräuche, sind

bei solchen Rennen äußerst wichtig. In der Gobi ist natürlich Sand das Problem. Aber nicht beim Laufen selbst! Sondern: Sand kommt in die Schuhe, dann sind Blasen und Entzündungen die Folge. Rennabbrüche haben hier selten etwas mit der Leistungsfähigkeit eines Läufers zu tun, sondern vielmehr mit solchen „Verletzungen“. Bei Rennen wie beispielsweise in Asien muss man sich also immer über die Rahmenbedingungen sehr genau im Klaren sein.

sen. Ich war mir sicher, es könne nichts passieren. Keine Stunde später spürte ich die ersten Anzeichen von einer heftigen Lebensmittelvergiftung. Es war wirklich schlimm. Der Grund: Die Nudeln waren eigentlich okay, aber sie wurden mit verschmutztem Flusswasser gewaschen.

Ich rate eher zu Gamaschen, die man vielleicht auch direkt an den Schuh annäht. Gut sind immer Schuhe, wo der Sand rein kann, aber auch schnell wieder rausgeht. Zudem ist dabei eine gute Belüftung von Vorteil.

Bleibt die exotische Tierwelt.

Und zu welchem Schutz greift der Experte: Plastiktüte oder Gamasche?

Ein heikles Thema ist immer die Verpflegung. Nicht überall gibt es die Produkte, die ein Mitteleuropäer gewohnt sein mag.

Der Magen ist mit das Wichtigste bei einem Rennen. Der muss funktionieren. Wenn man ein Rennen auch als Reiseerlebnis sieht, dann kann man schon einmal zur lokalen Kost greifen. Aber unbedingt vorher schon mal probieren! Ich habe zwei Ratschläge für Asien von Freunden bekommen, an die ich mich immer halte: 1. Sag einem Taxifahrer niemals, dass du es eilig hast. 2. Bestell in einem Restaurant niemals die Spezialität des Hauses. Das hilft schon mal. Aber man ist nicht immer sicher: Ich habe mal in der Taklamakan kalte Nudeln geges-

Wasser kann die Asien noch immer eine große Gefahr sein.

Ja, sehr. Deshalb gilt bei Rennen: keine Experimente, autark in der Verpflegung sein und höchste Vorsicht bei Wasser und anderen Flüssigkeiten. Am besten alles selbst mitnehmen.

Kein Widerspruch! Du läufst ganz allein durch die Wüste, nur mit GPS-Orientierung – und plötzlich steht ein wildes Kamel vor dir. Da denkt man zunächst daran, vielleicht ein Foto zu machen. Doch es sind Wildtiere, die sind scheu. Sie sind groß – und sie sind, wenn sie sich angegriffen fühlen, sehr gefährlich. Das gilt auch bei Schlangen. Einen großen Bogen herum machen, das ist die Lösung. Ebenso bei den Hunden der Nomaden. Die verteidigen ihr Revier und ihre Herden. Das sind äußerst gefährlich Situationen. Da passiert immer wieder etwas. Es gilt, den gesunden Menschenverstand einzuschalten. Zumal in solchen Situationen kein Helikopter oder Jeep in der Nähe ist, der schnelle Hilfe garantieren könnte.

Exotik ist gefragt, aber Sicherheit bleibt immer eine große Herausforderung.

In solchen Regionen ist die Rettung für eine Rennorganisation das größte Prob-

lem. Es kann sehr, sehr lange dauern, bis Hilfe vor Ort ist. Deshalb sollte der Läufer unbedingt eine klassische Auslandskrankenversicherung abschließen. Sie muss dringend auch die Wettkampfsituation einschließen. Und der Abtransport im Land sowie bei Bedarf der Flug zurück in die Heimat muss inkludiert sein!

Zu den schöneren Seiten des Trailrunnings in Asien: Wo läuft der Spezialist am liebsten?

Die Wüste Gobi gehört natürlich dazu. Aber China bietet inzwischen so viel. Kashgar, der westlichste Punkt Chinas, ist Wahnsinn mit Wüste und schneebedeckten Bergen auf einen Blick. Auch in Hangzhou, in der Nähe von Shanghai, ist eine großartige Trail-Gegend. Natürlich ist Hongkong ein Highlight: Es ist eine klassische Kombination aus hochmoderner Megacity, und wenig später bist du an tropischen Stränden mit Palmen in der Einsamkeit. Die Stadt bietet wunderschöne Trailläufe und inzwischen auch viele Rennen. Perfekt. Asien ist im Kommen, ohne Zweifel. Interview.: Peter Hinze Thomas Bohne, 34, arbeitet als Race Director für Racing the Planet (Gobi March) und ist zudem Trail-Running Ambassador für den Outdoor-Ausrüster Patagonia. Seit 16 Jahren läuft Bohne auf den Trails der Welt – und besonders gern in Asien.


EVENTS / HERBST 2016

spanien ULTRA TRAIL PIRINEU Starke Spanier und Franzosen treffen sich im Sommer nicht nur am Mont Blanc, sondern auch bei diesem Ereignis in den spanischen Pyrenäen. Der ULTRA PIRINEU war 2016 das letzte Rennen der internationalen Skyrunning-Serie und das Highhight der "Ultra-Wertung". Die 110 km lange Strecke durch den Naturpark Cadí Moixeró weist 6400 Hm auf. Wem das zu lange ist, kann am Vertical K teilnehmen oder eine klassische Marathondistanz laufen. Unser Mitarbeiter Michael Arend berichtete uns von einem landschaftlich tollen Rennen, mit Kälte in den Höhen und einem technisch schwierigen Schlussanstieg. www.ultrapirineu.com 22. bis 24. September 2017

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SPECIAL / SKITOUREN

es sich mir umso mehr. Seit Jahren drücke ich mich um die Sache. Es liegt in der Natur der Sache, dass sehr viele Trail-Runner im Winter auf Tourenski wechseln. Es gibt prominente Beispiele, die zeigen, dass sich beide Sportarten sogar bestens ergänzen. Kilian Jornet gewinnt Weltcup-Wertungen in Trailschuhen UND in Skistiefeln. Eine ganze Menge Top-Läufer bezeichnen sich sogar zunächst als "Skimountaineerer" und dann erst als Läufer. Da muss also was dran sein. Wie gesagt: ich habs vor mir hergeschoben, hab mich geziert. Ganz generell, weil mir die Berge im Winter, mit diesem vielen Schnee auch eine Menge Respekt einflössen. Keine Frage – rein optisch wunderschön, aber sehr kalt und irgendwie unberechenbarer als im Sommer.

Meine erste Skitour.

Ich wills mir alleine machen. Meine erste Skitour soll "pur" sein. Ich will die totale Selbsterfahrung ohne Beeinflussung, ohne Begleitung, ohne so einen Kumpel, der das voll chefmäßig kann und mir chefmäßige Tipps gibt. Ein Freund kommentiert den Erwerb meiner ersten Skimo-Ausrüstung mit "Er wird endlich vernünftig!" Ich brauch eine Vergleichbarkeit und fahre genau dort hin wo ich im Sommer sehr oft rumrenne. Der Gipfel des Herzogstands, einer der Münchner Hausberge, ist auch mein Hausberg. Im Winter hab ich ihm bislang wenig Beachtung geschenkt. In Schuhen wäre es auch relativ undenkbar bis ganz nach oben zu laufen. Das wäre sehr mühsam. Auf diesen Skiern, auf denen ich jetzt stehe eröffnen sich nun vollkommen neue Möglichkeiten.

Bis vor nicht allzulanger Zeit dachte ich, dass alle Leute die Skitouren gehen entweder an Realschulen Erdkunde unterrichten oder im Öffentlichen Dienst als Geologen arbeiten. Als Kind fuhren wir in ein Skischullandheim irgendwo in Tirol und mir fielen damals schon diese Herren mit Rauschebart auf, die in völlig anderem Outfit (kein bunter Overall, sondern sehr viel mehr klassische Wanderklamotten) neben dem Sessellift auf Skiern berghoch liefen. Ich gebe zu: diese Männer waren mir suspekt. Auffällig in diesem Zusammenhang war, dass fast alle Sessellift-Nutzer rauchten und angetrunken waren, die Vollbärte hingegen drahtig und fit wirkten. Mein kindlicher Leichtsinn erlaubte es mir nicht zu verstehen wieso jemand nicht diesen Lift in Anspruch nahm um nach oben zu kommen. Heute hingegen erschliesst sich 56 / 57 TRAIL MAGAZIN

Felle! Was Felle? Nach 20 Minuten bin ich startbereit. Das mit der Bindung ist mir nach etwas hin und her, drücken und schieben nun klar. Nachdem ich sogenannte Steigfelle auf die Skier "gezogen" habe, fühle ich mich schon sehr professionell. Ich rutsche etwas unrund die ersten

Meter voran und hoffe, dass mich niemand sieht. Andere Skitourengeher kommen mir entgegen und schauen kritisch. Ich vermute, dass mein Profioutfit nicht wirklich zum meiner aktuellen Performance passt. Ich stelle fest, dass die "Anderen" heute nicht mehr wie Erdkundelehrer aussehen (zumindest nicht so, wie ich glaube, dass Erdkundelehrer heute aussehen könnten). Nach 15 Minuten glaube ich, dass ich mich verbessert habe. Ich habe zumindest, für mich eine Methode gefunden, vorwärts zu kommen. Es wird steiler. Ich bin begeistert. Der Schnee sorgt für eine unglaubliche Ruhe. Ich komme in einen meditativen Zustand und versuche ganz bewusst kraftsparend zu gehen. Also, das mit diesen Fellen ist phänomenal! Man kann tatsächlich unfassbar direkt nach oben gehen, durch tiefen Schnee, ohne auch nur im Ansatz nach hinten abzurutschen. Ich bekomm ne Blase. Die ist riesig. Ich sollte anhalten. Weiss man doch, dass man da immer sofort was draufkleben sollte, aber es wäre mir zu mühsam. Völlig undenkbar. Der Gedanke daran diese Stiefel auszuziehen, im Steilhang die Skier abzuschnallen. Nein, nein. So etwas spar ich mir für eine der kommenden "Fortgeschrittenen-Touren" auf. Ich werde überholt. Zwei ältere Herren. Ich oute mich als Anfänger. Sie sagen: "Des wird schon. Des schauts doch ganz guat aus. Die Klamotten sans jedenfalls subber. Daran liegts need an deiner Ausrüschtung!" Ja, ja. Schon klar. Weiss ich auch. Ehemalige Realschul-Rektoren. Garantiert. Nach rund zwei Stunden bin ich fast oben. Fast am Gipfel. Surreal. Sieht anders aus. Nicht schlechter. Nein. Anders. Das was unter diesem Schnee los ist kenne ich ziemlich genau. Eigentlich jeden größeren Stein. Ich frage mich schon, was die jetzt so machen. Mir brennen die Muskeln, mein Oberkörper ist schlapp. Ich denke an die zweite Halbzeit, ans Berg-


abfahren, das was ich bislang erfolgreich verdrängt hatte. Ich schätze, dass die meisten Skitourengeher mit einer Vofreude fürs Runterfahren nach oben steigen. Bei mir ist das heute anders. Ich habe die Hose voll. Grundsätzlich würde ich mich als ordentlicher Pistenfahrer bezeichnen, einer der als Kind und Jugendlicher zumindest überall runterkam. Aber hier. Hier ist keine Piste. Ich muss da runter wo ich hoch bin. Tiefschnee und hier und da ein paar Spuren. Die -10 Grad hab ich mir warmgelaufen, aber innerhalb von nur wenigen Minuten wird es bitterkalt. Ich reiss die Felle ab und fühle mich damit nicht mehr so professionell wie vor dem Start beim Aufziehen. Ich steig fix in die Bindung, ziehe meine Daunenjacke aus dem Rucksack, wechsle die Handschuhe und in eine trockene Mütze und fahr runter. Mitten rein. Geht schon. Ich komme runter. In vielen kleinen Etappen. Alle 100 Meter halte ich an – immer kurz vor dem Oberschenkelkrampf. Es ist Arbeit. Arbeit immer wieder unterbrochen mit Momenten des völligen Spaßes. Ich weiss nicht so recht, ob ich es scheisse oder genial finden soll. Nach 40 Minuten bin ich wieder am Auto. Ich befinde mich in der neutralen Zonen meiner Gefühlswelt. Pffff, das brauch ich echt nicht. Was war das überhaupt? Nach 10 Minuten im Auto sehe ich im Aussenspiegel das Gipfelkreuz des Herzogstands. Mmmhhh. War schon toll irgendwie. War herrlich. Hoffentlich bleibt der Schnee liegen. Ich muss mir unbedingt diese Latten wieder an die Füße schnallen. Ich überlege ab wann ich denn nun behaupten könnte, dass ich ein Trail-Runner UND Skitourengeher bin?

NICHT STRESSEN LASSEN! Johanna Erhart ist in Schladming aufgewachsen und studiert in Salzburg. Ein echtes Kind der Berge und somit fast grenzenlos auf Trails mit oder ohne Schneedecke unterwegs. Ihr Ziel sind die Weltmeisterschaften im Skibergsteigen. Hallo Johanna, endlich ist der Schnee da, möchte man sagen. Mit deiner Perspektive als Trail-Runnerin wäre ein schneefreier Trail besser. Ich nehme an, sobald Schnee liegt, kannst du sehr schnell auf den Skimo-Modus umschalten, oder?

Ich muss ehrlich gestehen, dass meine Hauptsportart Skimo ist. Traillaufen ist ein super Ausgleich im Sommer und macht mir extrem viel Spaß. Somit kann ich ganz schnell auf den Skimo-Modus umschalten, da ich es meistens kaum mehr erwarten kann, endlich wieder auf Skiern zu sein.

Du bist aktive Läuferin und Skibergsteigerin. Findest du Parallelen in den beiden Sportarten?

Definitiv. Bei beiden Sportarten verbringt man viel Zeit in den Bergen und in der Natur. Die Bewegungen im Anstieg finde ich sehr ähnlich, da ich im Sommer meistens mit Stöcken unterwegs bin. Bei einer Skimo-Einheit hast du nachher immer noch eine super Abfahrt vor dir. Im Sommer kommt dann nach dem Gipfel erst das anspruchsvolle Hinunterlaufen. Ich habe großes Glück, da ich gut bergablaufen kann. Für Trailläufer, die bergablaufen nicht so gut können, ist das meistens die größte Challenge.

Ein Trail-Runner, der mit dem Skitourengehen beginnt, muss seinen Playground neu kennenlernen. Was sind denn die wichtigsten Regeln, die man als Anfänger beachten sollte?

Sobald man sich abseits der Piste bewegt, sollte man sich unbedingt mit Schaufel, Sonde und LVS-Gerät ausstatten.

Wie gut gelingt dir im Frühjahr eigentlich der Wechsel von den Skiern zu den Trailschuhen?

Der Anfang ist meistens relativ schwer für mich, da sich meine Muskulatur erst wieder auf das Laufen einstellen muss. Nach ein paarhundert Trainingskilometern fühle ich mich schon wieder pudelwohl.

Das Skibersteigen wird olympisch - was bedeutet das für dich persönlich?

Es ist noch überhaupt nicht sicher, ob und wann es olympisch wird. Es wird bei den Jugendwinterspielen einen Testwettkampf geben, mehr wissen wir auch noch nicht. Natürlich ist Olympia das größte Ziel für jeden Sportler. Allerdings ist es für mich noch etwas weiter weg, da ich wie gesagt noch nicht einmal weiß, ob und wann es überhaupt olympisch wird.

Hast du ein Revier, Strecke, die du gerne empfehlen möchtest? Ich liebe die Touren in meiner Heimat rund um und am Fuße des Dachsteins.

Hast du einen Tipp für alle Skitourenbeginner, den leider nur selten gegeben wird, aber wichtig wäre? Aufpassen, dass der Schuh nicht verriegelt ist zum Bergabfahren, sonst geht man etwas schief. Spaß haben, die Natur genießen und sich nicht von vorbeilaufenden Trainierern stressen lassen.


INTERVIEW / LUIS ALBERTO HERNANDO

EIN LAUF MIT DEM WELTMEISTER

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»Luís Alberto Hernándo Alzaga, Jahrgang 1977, hat als Biathlet an Weltcuprennen und drei Olympischen Spielen teilgenommen. 2010 wechselte er von der Loipe endgütlig auf den Trail, was sein deutschprachiger Wikipedia-Eintrag bis heute konsequent verschweigt. Luís Alberto hat etwa den Marathon du Mont-Blanc und den Ultra Trail Pirineu gewonnen. Legendär sind seine Duelle mit Kilian Jornet bei der Transvulcania, seinen Streckenrekord von 2014 hat er dort 2015 auf 6:25 verbessert. Im vergangenen Oktober wurde er in Portugal UltraTrail-Weltmeister. Er lebt im Bergdorf Jaca in den spanischen Pyrenäen und ist dort hauptberuflich bei der Bergwacht tätig.


DAS Vroni, Josefine, Katrin, Thibaud und Carsten sind unser neues TEAM TRAIL MAGAZIN. Sie werden fortan unterstützt von SCOTT, mit dem Trail-Logo auf den Trikots auf den Trail gehen und regelmäßig darüber berichten. Dass sie bei Wettkämpfen auf der halben Welt um das Finish, Rang und Sieg kämpfen, interessiert uns ganz besonders – wir bleiben ihnen fortan immer auf den Fersen.

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Wir haben sie gefunden! Unter mehr als 200 Bewerbungen sind uns sehr viele aufgefallen, haben uns sehr viel gefallen, aber am Ende sind genau diese Fantastischen 5 geblieben. Sie sind schnell, topfit und trailsüchtig. Klar, es gibt immer noch schnellere und Leute mit mehr Erfolgen und Siegen. Wäre es nach Ranglisten gegangen, hätten wir vermutlich anders entschieden. Klartext: Josefine, Katrin, Vroni, Thibaud und Carsten sind unser TRAIL TEAM 2017, und wir hätten kein besseres Team zusammenstellen können. Ihr werdet sie kennenlernen - auf Trails, bei Wettkämpfen, bei Revierguides und natürlich immer wieder hier im Magazin. Für uns ist es etwas ganz Besonderes, dass wir zum ersten Mal ein eigenes Team haben und wir werden mit etwas Stolz beobachten, wie diese neuen Trail-Trikots über den ganzen Globus rennen werden. Die Truppe könnte unterschiedlicher kaum sein: Da ist zum einen Carsten, ein erfahrener Ultraläufer, der irgendwie gefühlt Laufsport in wirklich allen Facetten lebt und erlebt hat. Dann Thibaud, der verdammt schnelle Franzose, der vom regionalen Berglauf bis hin zum Ultratrail auf La Réunion die Grenzen des Sports auflöst und übrigens noch viel vor hat. Katrin, unser Nordlicht, ist eine ganz harte Nummer - den UTMB als zweitbeste deutsche Frau gefinisht und den Glockner Ultra auf Rang 3 beendet. Was da wohl noch kommt? Ach ja, und dann Vroni und Josefine. Beide am Beginn einer großen Leidenschaft, immer mit diesem breiten Grinsen auf den Trails unterwegs und mit Ergebnissen, die schon mal echte Ausrufezeichen sind. Und wir vom Magazin, ja wir sind froh, dass wir die fünf jetzt begleiten dürfen.

Katrin Krieger, 39 aus Hamburg

Thibaud Clipet, 33 aus Karlsruhe

Vroni Brand, 31 aus Rosenheim

Carsten drilling, 44 aus Zürich

Josefine Lissner, 21 aus Auerbach/Vogtland

betont es dann doch sehr, dass sie in der schönsten aller Städte auch geboren ist. Es ist demnach auch nicht verwunderlich, das ihr Lieblingstrailrevier das Elbufer ist und die unzähligen Treppen, die Himmelsreiter, ihr Wegegleiter zu den Ultratrails der Alpen ist. Die Fachärztin für Anästhesie und Intensivmedizin lief mit Bravour den UTMB und finishte in unter 37 Stunden! Jetzt träumt sie vom Grand Raid auf La Réunion, dem Kepler Track in Neuseeland oder dem Marathon des Sables. Sie will ihre Grenzen verschieben und 2017 mehr „selfsupported“ unterwegs sein, auf Komfort verzichten und einfach ausprobieren ,was so alles geht! Das beginnt bei ihr mit dem Hamburg Marathon und gipfelt in einem "Guerilla-Trail“ über den GR20 aus Korsika. Ihr Zitat: „Wo wenig hilft, kann viel nicht schaden.“

hat in diesem Jahr so viel vor, dass er Angst hat „es zu überleben“. Er gibt, zwar an, dass seine liebste Distanz zwischen 100 und 130 km liegt, aber in Wirklichkeit ist der Bauingenieur vielseitig. Er läuft Ultratrail, er läuft Straße und kurze Bergläufe in seiner Region. Wenn er vom Hardrock 100 träumt, der Diagonale des Fous, Echappée Belle oder der Skyrunning World Series Extreme, von Rennen, bei denen man rennen muss und noch mehr klettern. Dass sein liebstes Revier die Pfalz ist, ist mehr als logisch – sie liegt vor seinen Füßen. Sein Zitat: „Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist."

spricht so wie man spricht, wenn man aus den bayerischen Voralpen kommt. Die anderen Team-Mitglieder müssen also öfter mal nachfragen. Gut so. Ihr erklärtes Ziel ist zunächst ein „Comeback“, denn die Technische Angestellte bewegt sich zur Zeit noch auf Krücken voran. Wenn die Verletzung auskuriert ist, wird sie wieder das Wendelsteingebirge unsicher machen und ihre Lieblingsrennen über 20 bis 30 km in Angriff nehmen. Für den ersten Ultra will sie sich noch Zeit lassen. Was übrigens niemand wissen soll: Vroni hat Angst, durch ihre S p r u n g ge l e n k sve r l e tzung nicht mehr so stark zu werden wie vor dem Unfall, aber wir wissen ganz genau, dass sie darüber in nicht allzu ferner Zukunft einfach lacht und hinter dem nöchsten Berggipfel verschwindet. Ihr Zitat: „Durch Rückschläge kann man stärker werden.“

Carsten war schon Ultraläufer, da ... jedenfalls ist es ziemlich lange her. Schon um die Jahrtausendwende ist der gebürtige Ostwestfale auf Straßen, Feldwegen oder beim Swissalpine 50 oder sogar 100 km gerannt. Damals, als noch nicht einmal der UTMB in Sicht war, kein Trail Magazin und auch nicht die sympathisch verschworene Gemeinschaft deutsch(sprachig) er Trail-Athleten, deren Teil Carsten inziwschen ist. Apropos UTMB: 2015 musste der 44-Jährige – von Fieber und Schüttelfrost geplagt – aussteigen. Eine der wenigen offenen Rechnungen von einem, der gerade in den vergangenen Jahren viel und erfolgreich, schnell oder auch mal zäh gelaufen ist. Und bei dem es lief. Transvulcania, Transalpine Run, Lavaredo, Alpen X100, Tor des Géants ... was da noch kommen kann? Das Team Trailmagazin.

Die Jüngste im Team würde gerne „bergauf wandern“. Bergab würde das bereits sehr gut klappen, sagt die Studentin der Luft- und Raumfahrttechnik. Die Trails des E l b s a n d st e i n ge b i rge s hat sie tief in ihr Herz geschlossen, und irgendwie kann sie sich gut vorstellen, dort zu laufen, wo sie bereits wandernd unterwegs war. Also stehen die Alpen, Neuseeland und in ferner Zukunft auch Ultras auf ihrer Liste. Im Moment reichen ihr aber auch zwei bis drei Stunden, um ihren Sport voll und ganz auszuleben. In diesem Sommer wird Josefine dann für ein Praktikum längere Zeit in Schottland verbringen. Sie weiß ganz sicher, was sie dort in ihrer freien Zeit tut! Ihr Zitat: „…is'n running Gag!“


TRAINING / WANN GEHEN? WANN LAUFEN?

GEHEN ODER LAUFEN?

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TEXT: MICHAEL AREND FOTOS: DANIELE MOLINERIS, HARALD WISTHALER

Hand aufs Herz: Wer von uns wäre nicht gerne schneller? Und Herz, genau jetzt kommst du ins Spiel. Warum es Ziel eines strukturierten Tempotrainings ist, das Herzminutenvolumen zu steigern. Wieso es so gut ist, immer wieder kurz und knackig aus seiner Komfortzone hinauszurennen und was all das mit dem ominösen Laktat zu tun hat – das erklärt unser Trainingsexperte Michael Arend in seiner beschleunigten Gebrauchsanweisung für mehr Speed.

K

“Komplett durchgelaufen?” Eine typische Zwei-Wort-Frage auf Strava und ich ertappe mich dabei, einen Anflug von Stolz zu spüren, wenn ich mit „Ja“ antworten kann, und zwar ohne die Notwendigkeit, mich zu rechtfertigen, wenn ich zwischendurch gegangen bin. Gehen ist Schwäche oder gar Versagen und ich bin ehrlich, ich kann mich davon nicht immer lossagen. Stefan ist mein bester Kumpel, wiegt 20 kg weniger als ich und läuft jeden Anstieg, selbst dann, wenn ich längst gehe. Dann komme ich mir schwach vor, auch wenn ich seinem Tempo mühelos folgen kann, vielleicht sogar schneller gehen könnte als er läuft. Ich habe ihn nie gefragt wieso, bis ich diesen Artikel geschrieben habe, doch eigentlich wusste ich es schon vorher: Ist ´ne reine Kopfsache. Ich weiß, dass gehen meist effizienter wäre, aber ich will versuchen, alles zu laufen, ist vielleicht ´ne „Ego-Sache“. Versteh ich gut und doch, rein objektiv betrachtet: Was ein Quatsch! 29:42min ist der Rekord in Fully/Schweiz für 1000 hm, aufgestellt auf der 1,9 km langen Strecke vom Italiener Urban Zemmer, fast ausschließlich gehend! Selbst Bill Rodgers nutze 1975 bei seinem Boston-Marathon-Sieg in 2:09:55 Stunden fünf Gehpausen, z. B. zum Trinken. Niemand würde auf die Idee kommen, den beiden ihre Leistungen schlechtzureden, weil sie ja schließlich nicht durchgelaufen sind, oder? Die Aufgabe ist doch klar umrissen: So schnell wie möglich zu Fuß von A nach B. Ob gehend, laufend, mit Stöcken oder ohne schränkt maximal das Reglement ein, alles andere ist eben völlig egal. Das gehen als Schwäche angesehen wird, ist aber auch irgendwo verständlich. Egal ob dick oder dünn, alt oder jung, der Mensch wechselt im Flachen bei ziemlich genau 2,07m/s, also ca. 7,5km/h zwischen gehen und laufen. Gehen ist also von Kindheit an die langsame und laufen die schnelle Fortbewegungsart. Unter 7,5km/h ist übrigens gehen deutlich effizienter, darüber laufen. Wir können also ziemlich gut entscheiden, wann gehen und wann laufen effizienter ist. Nur genau diese Übergangsgeschwindigkeit ist uns sehr unangenehm. Sie wird meist als „zu langsam zum Rennen und zu schnell zum Gehen“ bezeichnet. Oder wahlweise auf dem Laufband beim Laktattest als: „Boah, das ist ja ein Kacktempo!“ Genau aus diesem Grund wird das Tempo meist übersprungen (natürlich nicht im

Laktattest). Bis 7km/h wird freiwillig gegangen und dann wird direkt laufend auf ca. 9km/h beschleunigt - wir Menschen sind schon intelligent, oder? Im Flachen entscheidet also alleine die Geschwindigkeit, in der man läuft, was für eine Fortbewegung man wählen sollte und das tut man auch völlig automatisch. Nun ist aber ein Trail selten flach, und deswegen konzentrieren wir uns mal auf die Anstiege, in denen ja meistens gegangen wird. Im Vergleich zum Flachen können wir über eine relativ große Geschwindigkeits- und Steilheitsspanne laufen oder gehen und fühlen uns den Umständen entsprechend wohl dabei. Ein Wechsel zwischen den Gangarten scheint hier also deutlich eher möglich als im Flachen. Die Effizienz überschneidet sich jedoch ähnlich scharf wie im Flachen, nur ist nicht das Tempo, sondern die Steilheit die entscheidende Größe: Die University of Colorado zeigte in einer recht neuen Studie, dass bei einer vertikalen Geschwindigkeit von ca. 740Hm/h, ein Tempo, das in einem Rennen durchaus durchschnittlich ist, gehen ab einer Steigung von ca. 12% effizienter ist. Bei einer 15%-igen Steigung benötigt Gehen sogar 6%, ab einer 20%-igen Steigung über 8% weniger Energie als laufen in gleichem Tempo. Erst unter 10% Steigung wird laufen deutlich effizienter. Wer schnell gerechnet hat, hat festgestellt, dass unter 10% Steigung die Geschwindigkeit wieder bei oder über den entscheidenden 7,5km/h liegt. Erstaunlich ist jedoch, dass alle Probanden der Studie auch über 10% Steigung noch lieber gelaufen sind, als zu gehen. Auch bei einer 15%-igen Steigung wurde laufen noch als angenehmer empfunden, obwohl es deutlich ineffizienter war. Erst ab 20% gingen die meisten freiwillig. Was also im Flachen gut funktioniert, nämlich das automatische Einschätzen der perfekten Übergangsgeschwindigkeit, funktioniert offensichtlich im Steilen nicht mehr. Bedeutet dies nun, dass pauschal unter 12% Steigung gelaufen und darüber gegangen werden sollte? Ja, tatsächlich ist dies ein guter Anhaltspunkt, aber eben leider auch Laborlogik. Ein sehr guter Läufer wird bei 15% noch über 7,5km/h laufen können und somit schneller, als er selbst im Flachen gehen könnte. Außerdem ist der Energieverbrauch nur eine der entscheidenden Variablen. Neben dieser reinen Stoffwechselgröße spielt natürlich auch die Muskelkraft eine große Rolle. Im relativ flachen Gelände ist die Muskelbelastung (gemessen durch elektromyografische Reaktionen) durchweg beim Laufen größer, besonders die Belastung der Oberschenkelmuskulatur. Je steiler das Gelände jedoch wird, desto mehr


TRAINING / ULTRA-TRAIL PRAXISTEST/ PRODUKTE GELAUFEN TOPFORM

2XU HYOPTIK COMPRESSION TIGHT

GORE RUNNING ESSENTIAL WINDSTOPPER HANDSCHUHE

Wie wichtig „Glow-Effekt“ im Wald ist, weiß ich nicht so genau. Da fahren eigentlich keine Autos, die einen anleuchten und dann das „Glühen“ erkennen und ausweichen. Im Wald, am Berg, läuft man besser in unauffälligen Klamotten und überhaupt sehr dezent. Die neue HYOPTIK COMPRESSION von 2XU mag also das urbane Umfeld und macht seinen Träger schon bei geringen Lichtverhältnissen gut sichtbar. Für alle, die in der dunklen Jahreszeit dann doch an, über und entlang befahrener Straßen laufen, ein tolles Sicherheitselement. Wie von 2XU gewohnt ist die Verarbeitung und Passform gut, das Maß an Kompression komfortabel. Gut: Auch nach mehrfachem Tragen roch die Tight noch neutral. Flexibler Materialeinsatz an Kniekehlen und eine zippbare Innentasche hätten uns „on top“ gefallen.

Ganz plötzlich also war der Winter da. Aber zum Glück waren es auch diese Handschuhe. Ein Wolf im Schafspelz sind diese dem Namen nach also essenziellen Handschuhe von Gore Running. Denn dafür, dass sie auch deutlichen Minusgraden angenehm trotzen, machen sie einen schlanken Fuß, Verzeihung, eine schlanke Hand. Will heißen: Gore setzt auf die bekannte und bekannt verlässliche Windstopper-Membran, anstatt die wärmende Isloation über einen intensiven Materialeinsatz zu erzeugen. Der Essential-Handschuh ist, abgesehen von eben dieser Membran, ungefüttert und taugt doch zu mehr als nur einem Fingerwärmer für die Übergangszeit. Zudem gefallen Material und Verarbeitung. Letztere ist minimalistisch, aber verlässlich robust. Und die Softshelloberfläche ist angenehm weich, aber nicht beim ersten Griff in den Schnee schon durchnässt. Wen es nicht zu lange in schwindelnde Höhen oder die arktische Kälte treibt, der hat mit diesem Handschuh einen verlässlichen Allrounder für die ganze Wintersaison.

Preis: 109 Euro www.2xu.com

Preis: 44,90 Euro www.goreapparel.de

ADIDAS TERREX SPEED Adidas haben im Zentrum des Trails noch wenig "Credibility". Es ist wohl lange her, dass man den vergessenen "Waldlauf" in Adidas-Schuhen lief und dazu einen hellblauen Stoffanzug mit drei Streifen trug. Heute beweisen die Herzogenauracher, dass sie ihr Handwerk beherrschen – wenn sie nur wollen! Es hat letztlich etwas Anlaufzeit gebraucht, aber nun nehmen sie uns voll und ganz mit, denn der TERREX SPEED rundet ab, was der ohnehin tolle Allrounder "Terrex Trailmaker" vorlegt. Der SPEED ist eine Waffe! Einer der es schnell mag, der zum Tempo animiert und dabei dicht am Boden bleibt und durch die höllisch gute Continental-Sohle auf praktisch allem 100% Grip gibt. Sockenartig trägt er sich, Luft lässt er auch an den Fuß und schmal geschnitten ist er. Drücken oder einengen tut er dennoch nicht, denn das Material ist weich und flexibel. Ein Allrounder ist der Terrex Speed aber nicht. Er will ein Spezialist sein und ist im ersten Augeblick einfach ein richtig guter Laufschuh, im zweiten Blick dann ein vielleicht noch besserer Trailschuh für Leute, die es minimalistisch, leicht und direkt wollen. Bei allem Lob finden wir kaum Kritik. Die Ferse könnte etwas mehr ausgepolstert sein – das wäre schön fürs Gefühl, aber würde nichts besser oder schlechter in der Funktion machen. Und, ja, ein Schnellschnürssystem, wie beim Adidas Trailmaker, würde ihn vielleicht noch optimieren, aber das bleibt letztlich Geschmackssache. In jedem Fall wären die Schnürsenkel aufgeräumt. Fazit: Toller Raceschuh für schmale Füße mit viel Grip und Dynamik. Für Läufer über 90 kg vielleicht zu wenig, für Leichtgewichte unter Umständen sogar ein Schuh für ein breites Einsatzfeld. Preis: 129,95 Euro www.adidas.com Sprengung: 8 mm

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CAMELBAK ULTRA PRO LAUFRUCKSACK

MONTANE SPINE JACKE & PANTS

Die Ur-Väter des Laufrucksacks, Camelbak, liefern erstmals so richtig konsequent für den Trail-Runner, der leicht, minimalistsich und schnell unterwegs sein will, denn der ULTRA PRO ist eine Rennweste und folgt in diesem Outfit Herstellern wie Salomon, Compressport oder Inov-8. „Folgen“ wäre damit vielleicht nicht das passende Wort. Der ULTRA PRO hat seinen eigenen Charakter, ist im Vergleich zu ähnlichen Produkten enorm robust, wasserabweisend und üppiger gepolstert. Das Mehr an Gewicht stört uns dabei nicht. Somit ist der Tragekomfort hoch, die Anbringung der diversen Taschen ideal und gut durchdacht. Die beiden Fronttaschen mit den im Umfang enthaltenen Softflasks fassen zusammen 1,0 Liter Flüssigkeit – genug um auch länger unterwegs zu sein. Gelungen ist auch das Hauptfach, das dank dehnbarer Materialeinsätze mehr als 3,5 Liter Volumen fasst. Der gesamte Rucksack fasst an die 4,5 Liter. Die 187 Gramm kosten 99,90 Euro. Eine langfristige Investition, denn die Quaität ist gewohnt gut.

Das SPINE-Race führt seine Teilnehmer immer im Januar durch den Norden Englands. Sagenhafte 268 Meilen durch Nationalparks, Sturm, Kälte und Schnee. Eine eisige Angelegenheit, und da Briten nun mal Briten sind, sagen sie gerne: "This is Britains most brutal!" Montane, als Hauptsponsor dieses Events, kommen ebenfalls aus England und wissen logischerweise ganz genau, was die Leute brauchen, um unbeschadet bei diesem Lauf bis ins Ziel zu kommen. Die Kombination "SPINE" aus Jacke und Hose ist aus GORE-TEX Active Shell. Es macht die Bekleidung wasserdicht und dennoch im hohen Maße atmungsaktiv. Wir haben nicht beim SPINE-race getestet sondern in den Alpen, an einem Tag um die -5 °C und Schneefall. Vermutlich gibt es aktuell keinen besseren umfassenden Wetterschutz im Hinblick auf Leistung und geringes Gewicht, als solch eine "Active-Shell-Kombination". Uns hat sehr beeindruckt, wie eiskalter, schneidiger Wind auf 2000 m Höhe einfach abgeblockt wurde, wie sicher und komfortabel man sich darin fühlt. Wer darunter noch einen warmen First- und Midlayer trägt, ist bis in zweistellige Minusbereiche und letztlich auch auf Skitouren gut ausgerüstet. Billig ist die Sache natürlich nicht, aber man hat letztlich für alle widrigen Angelegenheiten und fast alle Winter-Outdoor-Ausdauer-Aktivitäten das perfekte Outfit.Die Kapuze ist anpassbar, der Bund einstellbar und im Achselbereich sorgen Reißverschlüsse für Ventilation, falls gewünscht. Die SPINE PANTS haben Zipper über die gesamte Beinlänge und sind durch Druckknöpfe am Saumabschluss in der Weite verstellbar. Fazit: Mit dieser Jacke, mit dieser Hose will man raus! Immer und vor allem, wenn es grausig ist. Jacke 339 Euro, 290 Gramm, Hose 245 Euro, 291 Gramm, Größen: XS-XXL. www.montane.co.uk

Dein Auftakt in die Trailsaison 2017

29. April 2017 | www.innsbruckalpine.at

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REDAKTION@TRAIL-MAGAZIN.DE ABO@TRAIL-MAGAZIN.DE CHEFREDAKTEUR & HERAUSGEBER

Denis Wischniewski REDAKTIONSASSISTENZ

Alexandra Steiner ART DIREKTION & LAYOUT

SCARPA SPIN Der leichteste Schuh der SCARPA-Trail-Linie heißt SPIN und wiegt in der Mustergröße 42 nur 260 Gramm. Vorweg: wir glauben er könnte sogar noch leichter sein, ohne seine durchweg guten Eigenschaften zu verlieren, denn hier und da dürfte etwas „Material“ weg. Der SPIN ist eine Waffe am Fuß, er treibt mich über den Trail, er gibt mir ein Gefühl von Sicherheit und die Kombination aus 4 mm Sprengung und der Vibram-MegagripSohle garantiert Kontakt zum Untergrund. Überraschend ist jedoch die

Denis Wischniewski STÄNDIGE MITARBEIT REDAKTION

Clemens Niedenthal, Michael Arend, Dr. Torsten Niecke MITARBEITER DIESER AUSGABE

Jonas Berg, Thomas Bohne, Peter Hinze, FOTOGRAFIE

Thomas Bohne, Clemens Niedenthal, Guillem Casanova, Kelvin Trautman, Harald Wisthaler, Dominik Berchtold, Marco Felgenhauer, Michael Reusse, wolfgang Ehn

Lauffreude des SPIN. Er ist äußerst flexibel und rollt auch auf langen und harten Passagen – in technischem, felsigem Terrain ist er ohnehin zu Hause und ein treuer Begleiter. Aktuell reiht sich dieses Modell in die Liste unserer Kauftipps. Neben dem neuen Adidas Terrex Speed und dem,im

TITELBILD

Fred Marmsater TRAIL MAGAZIN erscheint im Trail-Magazin-Verlag

letzten Heft gelobten Scott Supertrac RC ist der SPIN ein Kandidat für alpine Trails 2017. Die klassische Schnürung funktioniert hier sehr gut und läuft butterweich durch die Ösen, dadurch sitzt der Schuh fest am Fuß, umfasst Ferse und Fußmitte bestimmt, lässt dem Vorfuß den nötigen Freiraum. Das sorgt für ein angenehmes Tragegefühl. Fazit: Komfort für die Zehen, Grip auf allen Böden, sehr stabil am Fuß und mit dem Zeug, ein Schuh für fast alle zu werden, die etwas Zuverlässiges vom Mittelgebirge bis zum alpinen Skyrace suchen. Die Dämpfung ist so ausgeprägt, dass Distanzen bis zum Marathon im Gelände kein Problem sind. www.scarpa-schuhe.de Preis: 149 Euro Sprengung: 4 mm

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NÄCHSTE AUSGABE Am 24. März erscheint die nächste Ausgabe des TRAIL Magazins Dann heißt es wieder 110 % TRAIL-RUNNING: - DER ultimative Test für Trailschuhe - TRAINING: Die Saison startet - Motivation: Die Top-Touren fürs Frühjahr - Einsteiger: So wirst du Trail-Runner


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