Trail 2/2019 Vorschau

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LESERUMFRAGE TOURISMUS & TRAILSPORT ULTRATRAIL IM ATLAS-GEBIRGE

TRAIL MAGAZIN

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DAS LAUFMAGAZIN NR.1 FÜR TRAILRUNNER

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198203

02 2019 März/ April

604906 DEUTSCHLAND ¤ 4,90 ÖSTERREICH ¤ 5,60 SCHWEIZ SFR 8,80 LUXEMBURG ¤ 5,80 ITALIEN ¤ 6,60 SPANIEN ¤ 6,60 FRANKREICH ¤ 6,60

WWW.TRAIL-MAGAZIN.DE

ERSTEHILFE-Serie

IM NOTFALL AUF DEM TRAIL

RENNEN & EVENTS

2019: DA MUSST DU DABEI SEIN! SKYRACE, MARATHON, ULTRATRAIL, ETAPPENLAUF 3 SCHNELLE JUNGS JAGEN REKORD!

FKT AUF DEM STUBAIER HÖHENWEG

INDOOR

TRAINIEREN, UM OUTDOOR TOPFIT ZU SEIN!

KOBLENZ SINGLETRAIL-SPASS IM WESTERWALD

DIE 28 EINFLUSSREICHSTEN MENSCHEN DER TRAIL-SZENE INTERVIEW JONATHAN ALBON DER MILLIONDOLLAR-MANN



EDITORIAL Liebe Leser, auch in dieser Ausgabe von TRAIL trifft der Laufsport auf all seine Facetten abseits vom Asphalt. Wir sprechen nach wie vor, nach einem Jahrzehnt TRAIL Magazin von einer ungebrochenen Leidenschaft dem „Geländelaufsport“ gegenüber, von Berichten, Abenteuern und Betrachtungen von Läufen in Bergen, wilden Landschaften und im Wäld-

Denis Wischniewski Herausgeber TRAIL

4 Menschen dieser Ausgabe

chen hinter eurem Haus. Ganz vergessen: die Vorsätze für dieses Jahr. Einen berühmte Finanzbloggerin schrieb, dass wir uns endlich mehr Gedanken ums Geld machen sollten und nicht nur um Sport, Entspannung und Freizeit. Genü-

MAX DRAEGER

in unter 30 Stunden und haben ein solch großes Herz, um denen, denen

DER FOTOGRAF LEBT DERZEIT IM ÖSTERREICHISCHEN KUFSTEIN UND IST SOMIT DEN BERGEN GANZ NAH. IN MAROKKO BEIM UTAT BEOBACHTETE ER DAS RENNEN UND SEINE TEILNEHMER SEHR GENAU GANZE 32 STUNDEN LANG UND STELLTE DABEI FEST: IM ATLAS

es schlecht geht, etwas von unserem Glück abgeben. Ich will es nicht zu

SIND DIE BERGE AUCH GANZ SCHÖN GEWALTIG.

gend Geld zu haben wäre schließlich die Grundlage von alldem. Ein Fazit wäre wohl: Wir sind am Ende alle reich, gesund, laufen den UTMB®

kompliziert machen: Ein erster Schritt wäre ganz sicher, dass wir selbst mit uns im Reinen sind, in einem gesunden Körper leben und dies als Basis nutzen, um um uns herum die Dinge besser zu machen. Wer 2019 als Trailrunner diesen Sport frei von Social Media, Rennteilnahmen und Eventmaßnahmen betreibt, findet in ihm ein atavistisches und günstiges Hobby, einen Ausgleich, effektiv wie simpel. Wer 2019 Trailrunning mit Wettkämpfen verknüpft, sich als „Athlet“ im Netz dar-

GERALD BLUMRICH DER ALLGÄUER NIMMT UNS SEIT VIELEN JAHREN MIT SEINER UNBÄNDIGEN ENERGIE MIT. MAL NACH PATAGONIEN, MAL NACH KIRGISTAN UND DIESMAL IN DEN OMAN. DORT LIEF ER DEN UTMB. JA, DEN UTMB! DABEI ERLEBTE ER BEI DIESEM LAUFABENTEUER SEIN EINDRÜCKLICHSTES RENNEN „EVER“.

stellt und gläsern macht, findet hier genug Möglichkeiten sich zu messen, mitzuteilen und in eine riesige, schnell gewachsene Community einzutreten. Rennläuferinnen und –läufer finden in dieser Ausgabe übrigens einige Inspirationen, an welche Startlinien sie sich unbedingt stellen sollten (Seite 60). Besonders schnelle Athleten wollen übrigens immer öfter frei von der Startnummer Höchstleistungen vollbringen. Benni, Adrian und Johan-

DR. LAURA MATHIASZYK LAURA UND IHR FREUND CARSTEN SIND SO ETWAS WIE „VERRÜCKTE“. VERRÜCKTE IM DIENSTE DES TRAILS, DENN DAS PAAR LERNTE SICH BEIM LAUFEN KENNEN UND LEBT NUN VOLL AUS, WAS SIE ZUSAMMENBRACHTE. DIESMAL BEI EINEM TRIP AUF DIE FÄRÖER.

nes waren für TRAIL auf Rekordjagd auf dem Stubaier Höhenweg (Seite 38). Dagegen ist Clemens Niedenthals Report von Trails rund um Kogroße Zukunft vor und hinter sich hat.

CHRISTIAN BECK EINST FUHR ER RADRENNEN IN DER PFALZ, DANN ENTDECKTE DER BESITZER DER LANDAU RUNNING COMPANY, DASS SEINE HEIMAT WIE GEMACHT IST FÜR TRAILRUNNING UND BRACHTE EINEN STEIN INS ROLLEN. IM INTERVIEW SPRICHT DER 50-JÄHRIGE ÜBER EVENTS UND WANN SIE FUNKTIONIEREN.

Viel Spaß mit dieser Ausgabe Denis Wischniewski

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Fotos: Harald Wisthaler

blenz eine fast leise und meditative Feststellung eines Sports, der eine


INHALT 6 UTAT

Fotograf Max Draeger begleitete den UTAT in Marokko ganze 32 Stunden lang und brachte diese Fotostory für uns mit nach Hause.

Laura und Carsten leben Trailrunning als Lifestyle und verbinden Urlaub nur noch mit Laufen. Auf den Färöern klappt das ganz gut.

44 REISEREPORT

80 TRAIL-WEEKEND

14 28 INLUENCER

48 TRAINING

86 PRODUKTE

Von Emelie über das Ehepaar Poletti bis zum schnellen Jim Walmsley: Wir suchten die 28 einflussreichsten der Trail-Sszene und haben bestimmt welche vergessen...

Drinnen für draußen trainieren? Ist bei echten Outdoorsportlern und Bergfexen verpönt, aber es bleibt dabei – es bringt was!

20 JOURNAL / NEWS 54 HINTERGRUND Interviews, Ernährung, Dr. Niecke, Trailcrew-Aktion 2019, Denis´ Kolumne, adidas infinite trail WC, Lesercamp mit Benni Bublak, …

Rennen laufen, an Wettkämpfen teilnehmen ist das eine. Das andere ist, sie zu veranstalten. Wir haben uns bei Organisatoren mal umgehört und Meinungen zusammengetragen.

32 MODE

58 EVENTS 2019

Zeitgeist – wie große Sportartikelhersteller „Collaborations“ nutzen und ihren Produkten den Anstrich geben um im Hype zu sein

34 INTERVIEW

Im Gespräch mit Multitalent Jonathan Albon geht es um das wohl höchste Preisgeld, das ein „Geländeläufer“ je einstreichen könnte.

38 STUBAIER HÖHENWEG

Benni, Adrian und Johannes: Ein lässiges Trio auf dem legendären Stubaier Höhenweg auf der Jagd nach der Fastest Known Time

Das wird wieder ein Jahr voller Ultras, Skyraces, Trailruns und mehr. Wo wir die Startnummern und Zeitmesschips abholen sollten, zeigen wir euch auf diesen Seiten.

68 LESERUMFRAGE

Wir haben es wieder getan – gefragt. Viel gefragt. Und fast 4.000 Leserinnen und Leser haben geantwortet. Die Resultate im Überblick

74 RUN WITH THE CREW

Unsere Trailcrew-Aktion im Finale! Wir waren zu Gast in Osnabrück und in Kollnburg im Bayerischen Wald. Zwei Epizentren des Trailports und ein Herzschlag

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Unser Autor Clemens Niedenthal verbrachte ein Wochenende im Westerwald bei Koblenz. Zwei Tage im Brexbachtal und in dem, was man früher einmal „Sporthotel“ nannte

Eine Vorschau auf all das, was 2019 noch kommt oder gerade frisch über die Ladentheke geht und in Warenkörben liegt. Schuhe, Shirts, Jacken, Lampen und Rucksäcke

90 ERSTE HILFE

Der zweite Teil der Ersten Hilfe dreht sich um das Absetzen des NOTRUFS. Auch das ist ein Teil des Sports. Im Zweifel der wichtigste!

92 WETTKAMPF-BERICHT

Gerald Blumrich ist ein UTMB-Finisher und lief einst glücklich im Ziel in Chamonix ein. Diesmal erlebte er dieses „UTMB-Gefühl“ weit entfernt der Alpen - im Oman.

94 PRAXISTEST

Viel gelaufen und dabei genau hingesehen. Im Praxistest bewerten wir Schuhe von Saucony und Salomon, eine Racevest von Osprey, Handschuhe von Falke und einiges mehr.


10 JAHRE TRAIL 2008 - 2018 Zu Besuch bei unseren Trailcrews in Osnabrück und dem Bayerischen Wald. SEITE 74

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IN DEN ATLAS GESCHAUT: FOTOGRAF MAX DRAEGER HAT BEIM UTAT IN MAROKKO GANZ GENAU BEOBACHTET!

Fotos: Max Draeger

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STANDARDS EDITORIAL JOURNAL/NEWS IMPRESSUM PRAXISTEST SUPERFOOD

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Neue Produkte, die 2019 auf den Markt kommen, oder bereits über die Theke gehen. SEITE 86


FOTOSTORY UTAT MAROKKO Text & Fotos: MAX DRAEGER

In den Atlas geschaut: Das Hochgebirge im Süden Marokkos hielt zur 10. Auflage des Ultra Trail Atlas Toubkal (UTAT) eine Überraschung parat. Schnee und teilweise alpines Winterwetter. Der Bergfotograf Max Draeger hat das Rennen für uns begleitet.

LAUFE LIEBER UNGEWÖHNLICH

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LEUTE 28 INFLUENCER

Einflussreich. Wichtig. Na ja, wer ist das schon? Meist nicht die, die es von sich selbst behaupten. Wir haben lange überlegt um „unsere“ 28 VIPs des TrailSports zu finden und sind uns sicher, dass wir jetzt mindestens nochmal so viele übergangen haben. Sorry! Eines ist hier jedoch sicher: Die folgenden Menschen prägen Trailrunning und lenken die Entwicklung von Events und Rennen wie kaum andere.

01.

DIE 28

einflussreichsten Personen der Trailrunning-Szene Emelie Forsberg

Mehr als 200.000 Fans folgen Emelie Forsberg auf ihrem Instagram Account. Eine der besten Trail-Läuferinnen der Welt tritt demnächst in eine neue Lebensphase ein und wird ihren Followern bald auch vom Familienleben berichten können. Gemeinsam mit Kilian Jornet erwartet die 32-jährige Schwedin ein Kind. Als Athletin gewann sie Europa- und Weltmeisterschaften im Skyultra, siegte beim Transvulcania und dem Klassiker in Zegama.

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02.

03. Grégory Vollet

KILIAN JORNET

Aktuell folgen dem Ausnahmeläufer, der alles, wirklich alles gewinnen konnte, was es gibt, 689.000 Menschen. UTMB®, Weltmeisterschaften und all die hochtechnischen Skyraces. Wirklich berühmt wurde der Katalane jedoch durch seine Rekordläufe ohne Startnummer. Bestzeiten am Mount Everest oder Matterhorn, Montblanc und Aconcagua. Kein anderer Bergsportler und Trailrunner reißt die Grenzen so stark und so natürlich ein wie Kilian. Er wirkt authentisch, ehrlich und sympathisch. Es könnte wohl keinen besseren Botschafter für uns alle geben.

Lange haben wir überlegt, ob Grégory Vollet in dieser Auflistung dabei sein soll. Der Sportchef von Salomon hat eine Vergangenheit als Profi-Mountainbiker und damit auch eine Geschichte, die ins Doping führt, wenngleich er heute ein eifriger Verfechter eines Testsystems ist und viel dafür tut. Vollet lenkt seit Jahren die sportlichen Geschicke des Marktführers, wählt und fördert Athletinnen und Athleten und bestimmt letztlich auch, welche Wettkämpfe Wichtigkeit und Aufmerksamkeit bekommen. Authentisch ist Grég allemal – der 43-Jährige kann selbst noch sehr schnell laufen und landet auch bei internationalen Rennen oft inmitten seiner eigenen Eliteathleten.

05.

Fotos: Jordi Saragossa,Damiano Benedetto

04.

Jonathan Wyatt

Mr Uphill, siebenfacher Berglaufweltmeister und noch immer eine der großen integrativen Figuren der Szene. Dabei hatte alles einmal ganz flach angefangen: Der Neuseeländer startete 1996 bei den Olympischen Spielen in Atlanta über die 5.000 m. Es folgte eine Marathonbestzeit von 2:13 h, bevor ihn die Straße endgültig an die Berge verlieren sollte. Wyatt war als bester Bergläufer der Welt ganz vorne mit dabei, als Trailrunning dem Berglauf endgültig den Rang abzulaufen begann. Inzwischen engagiert er sich als Präsident der World Mountain Running Association für ein neues Miteinander beider Disziplinen, deren angebliche Widersprüche er so nie akzeptieren wollte. Zudem wirkt er, in seiner Wahlheimat Val di Fiemme, im Entwicklerteam von La Sportiva.

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06.

Catherine und Michel Poletti

Die Chefs und Mitgründer des UTMB sind für viele geniale Organisatoren und Vordenker, für andere schlicht der Ausverkauf des Sports. Wie auch immer: Michel läuft auch heute noch locker einen 100er und Catherine begrüßt im Ziel des UTMB bis spät in die Morgenstunden die Finisher mit Umarmung. Die Entwicklung des Ultratrails wird auch in den kommenden Jahren an ihnen nicht vorbeilaufen.

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DENIS’ KOLUMNE Die sozialen Medien laden auf direktem Wege dazu ein, über andere zu schimpfen. Immer wieder gerne: Verlinkungen zu Clips, die Massentierhaltung zeigen oder Aspekte der Umweltverschmutzung darstellen. Auch im Trend: sich über SUV-Fahrer echauffieren oder Leute vorführen, die Daunenjacken tragen. Man könnte einen Fulltime-Job daraus machen - die Schlechtheit der Menschheit, die kleinen und großen Vergehen auf Facebook auszubreiten. Der neue Mercedes GLE benötigt ungefähr dreimal so viel Platz wie die Urversion des Fiat 500. Beide Mobile befördern in der Regel ein bis vier Personen. Dank Facebook weiß ich jetzt endlich, wie schlecht ich in gewissen Dingen bin. Einzig die Gewissheit: Wenn ich laufe, bin ich irgendwie kein Sünder. In jeglicher Richtung. Ich gebe es zu: Diese permanenten, digital erhobenen Zeigefinger gehen an mir nicht spurlos vorbei. Ich denke mir zwar, dass die postenden Verfasser allesamt vor lauter schlechtem Gewissen ihre Statements absetzen, aber letztlich kommen die Mahnungen bei mir an. Sie sorgen in aller Regel dafür, dass ich mich elendig schlecht fühle. Ein riesiges Plakat in der Münchener Innenstadt trug die Typo: „Wir detoxen uns selbst, aber wir vergiften die Felder!“ Ist das so? Ich entgifte mich. Definitiv. Regelmäßig. Beim Laufen. Richtig. Aber mit dem WIR beim Vergiften der Felder habe ich ein großes Problem. Wieso immer WIR? Wieso sind WIR an allen Kriegen der Welt, an aller globaler Ausbeutung schuld? Mir ist das zu einfach gedacht. Im Übrigen ist es mehr als nachgewiesen, dass die Welt, ganz insgesamt gesehen, nicht immer schlimmer wird. Im Gegenteil – die meisten Dinge werden seit Jahren besser. Ich rede hier nicht vom CO2-Ausstoß und will auch nicht in die stumpfen AFD-Phrasen einsteigen. Was gut ist, kann besser werden. Zehn Nazis sind schlecht. Fünf Nazis sind fünf weniger, aber fünf zu viel. So ungefähr. Erst kürzlich nahm mich einer zur Seite. Er zog mich an meinem linken Arm zu sich und sprach mir mit einem ernsten Ausdruck im Gesicht zu. „Bitte, Denis. Du bist doch ein Sprachrohr der Trailrunner. Ich möchte, dass du dein Magazin künftig dazu mehr nutzt deinen Lesern zu sagen, dass sie sich in der Natur anständig verhalten sollen. Gib ihnen doch einen Leitfaden, wie sie sich dort bewegen sollten.“

Sind das die Probleme? Ich sehe sie nämlich nicht. Ich sehe bei Revierguides, Trail-Rennen und Lauftreffs zu 99% nur Menschen, denen ich nichts, aber auch gar nichts erklären müsste. Weitsichtige, nachsichtige und sehr sensible Leute. bei unserem Trail-Marathon in Lichtenstein hinterließen 370 Teilnehmer auf 43 km gerade mal zwei Gelpackungen! Und ja, es gibt Leute, die rennen mit Stirnlampen nachts und früh am Morgen durch den Wald. Das kann Wild aufschrecken und es ist ganz sicher nicht angenehm für die Waldbewohner, aber ich sage dann auch, dass der Wald auch dem Menschen gehört. Er ist bei allen Neurosen, Psychosen und Stress unser Zufluchtsort. Ich will echt nicht in dieses Horn blasen. Aber: Es sind nicht wir Waldläufer, die der Natur zusetzen. Klar, man muss klein anfangen. Bei sich. Verstehe ich. Bei allen Ökosiegeln stehen wir trotzdem im Dschungel und wissen einfach nicht, welche Trailschuhe, welche Trikots und Regenjacken nun fair produziert und wenig umweltbelastend entstehen. Wir wissen es nicht. Wir reimen es uns dann eben auch soweit es geht zusammen. Teuren Produkten sprechen wir vermutlich mehr Ethik zu als der billigen Ramschware. Vielleicht ist es auch so, dass Giganten wie adidas oder Nike in ihren eigenen Produktionsstätten in Fernost mehr Kontrolle über die Bedingungen haben als ein kleiner Hersteller, der seine Aufträge „irgendwo“ hingibt und selbst noch nie dort war und als schlichter Kunde auch keine Möglichkeit hat, Bedingungen vor Ort zu klären. Experten geben uns einstimmig jedoch immer denselben Rat. „Gute Produkte kaufen, die lange halten.“ Das würde am wenigsten belastend sein für unseren Planeten. Mit dem SUV raus in die Berge, ran an den Trail. Nächstes Problem. Noch ein Problem. Wir laufen. Nein. Erst fahren wir mit dem Auto. Oft die zehnfache Distanz, die wir später laufen werden. Klar, wir wollen ja direkt an den Berg ran. Ja, wir sollten unsere Lauferei ganz sicher so in unser Leben einbinden, dass wir dadurch weniger Auto fahren und nicht mehr, und dennoch betreiben wir dieses Trailrunning eben auch so wie ein Surfer surft oder ein Bergsteiger Gipfel besteigt. Wir suchen uns Orte und Spots, von denen wir glauben, dass sie uns glücklich machen, und wollen möglichst schnell dorthin gelangen. Sich korrekt verhalten. Das wird im groben Rahmen ganz grundsätzlich vom Gesetzgeber vorgegeben. Es gibt Regeln, Gesetze an die wir uns alle halten müssen. Es ist noch kein Verbrechen, ein Lauftrikot bei Decathlon für 5 Euro zu kaufen oder bei Edeka ein Stück in Plastik eingeschweißtes Schweinerückensteak zu erwerben. Man kann im globalen Internethandel den größten Mist ganz legal erwerben. Dinge, die ganz sicher so entstanden sind, dass Mensch, Tier und Natur Schaden

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nehmen. Es liegt in den meisten Fällen also an uns selbst abzuwägen, was wir mit gutem Gewissen tun und kaufen oder eben nicht. Man kann als normaler Mensch und Trailrunner unfassbar viele dumme und schädliche Dinge tun, die legal und absolut erlaubt sind. Ich würde sehr gerne einfach nur laufen und dabei von mir selbst wissen, dass ich sehr im Gleichgewicht mit der Natur unterwegs bin, dass ich Sachen trage, die niemanden belasten, die in der Herstellung den Menschen nicht das Trinkwasser stehlen oder Flüsse vergiften. Ich trage Trikots nicht, bis sie Löcher haben, und auch meine Schuhe laufe ich nicht runter, bis die Profilstollen wegradiert sind. Ich gehöre zu denen, die definitiv zu viel konsumieren, die kaufen, weil es irgendwie befriedigt und ich „den Schuh auch noch in dieser Farbe haben will“. Die Industrie mag Jungs wie mich. Da bin ich mir sicher. Ich bin aber auch Realist. Als jemand, der im Jahr rund 200.000 Zeitschriften drucken lässt und damit den Konsum von Trailschuhen, Klamotten und Sportelektronik fördert, Leser dazu animiert, für Rennen ans Ende der Welt zu fliegen, bin ich wohl nicht der Richtige, um gleichzeitig zur übertriebenen Ökologie zu mahnen. Diese Facebook-Umfragen, die wir auf unserer Seite posten, amüsieren mich als Herausgeber von TRAIL sehr. Diesmal war es die Frage „Darf man mit diesen Bluetooth-Lautsprechern laufen gehen?“ Und wenn ja – wo und wie und wann? Ein großer Teil der Antworten ging in die Richtung „Nein. Sauerei. Gehört ja verboten. Die sollen wenn dann mit Kopfhörern ihre Musik hören.“ Ach ja. Am besten immer alles verbieten, was einem selbst nicht taugt, was man schlecht findet. Es gibt genügend Gründe, dass man nicht mit diesen Boxen laufen gehen muss. Stimmt. Es macht wenig Sinn. Es stört unter Umständen andere. Es stört vielleicht. Vielleicht Tiere. Es könnte aber auch eine Art von Toleranz sein zu sagen, dass man diese Entscheidung jeder und jedem anderen überlässt und darauf hofft, dass eben nur wenige wirklich mit der lauten Musik im Wald herumrennen. Ich kenne jedenfalls kaum Leute, die mit diesen Lautsprechern laufen gehen. Es würde mich vermutlich nicht stören. Ich würde die Leute nicht verfolgen und mich dann vor sie hinstellen und schimpfen: „Jetzt machen Sie den Lärm aus. Ich laufe seit 15 Minuten hinter Ihnen her. Es stört mich so langsam.“ All die ehemaligen Punks, all die, die immer gegen jegliche Regularien waren, wollen heute auffällig oft irgendwelche Verbote. Am besten ganz offiziell. Wieder einmal zeigt sich: Laufen ist nicht nur Laufen. Es ist mehr und bringt Diskussionen mit sich, denn Menschen treffen beim Laufsport und Trailrunning auf Menschen. Meinungen auf Meinungen. Egos auf Egos.


NEWS EUROPA erlaufen: THE PASSION!

Mehr als zwei Jahre sind seit seinem Lauf von München bis an die türkische Grenze vergangen. Ein Erfolgsbuch und ein Film (Einen Sommer lang) später soll nun ein weiteres „Trail-Abenteuer“ folgen. TRAIL-Herausgeber Denis Wischniewski überlegte lange, was nach so einem Projekt als nächstes folgen kann. Muss überhaupt immer was folgen? Noch extremer? Noch krasser? Wischniewski überlässt das anderen und wird sich 2020 zwar einem voll und ganz einmaligen, aber diesmal weniger extremen Trip verschreiben. Er wird wieder laufen. Viel laufen. Diesmal jedoch nicht alleine, sondern immer in Begleitung.

DER TRAIL KNIGGE Lauftraining oder Laufsteg? Wie lauft ihr denn rum? Schließlich ist Trailrunning nicht nur irgendwie in Mode gekommen. Auch die Mode, davon erzählen wir ja in dieser Ausgabe, hat immer mehr Berührungspunkte mit diesem Sport. Coole kleine Marken wie Ciele oder Satisfy begeistern den Hipster in uns, und das Oberteil von Patagonia tragen wir eh nicht mehr zum Laufen, sondern lieber im Büro. Aber halt, ist das alles pure Eitelkeit? Ging es beim Laufen nicht mal um das Versprechen, dass man eben nicht mehr dafür braucht als irgendein Shirt, irgendeine Shorts und ein Paar Schuhe? Aber andererseits: Bisher ist noch keiner ein besserer Läufer geworden, nur weil es ihm so total egal gewesen ist, wie er rumläuft. Wie sehen das also unsere Leserinnen und Leser (tatsächlich haben sich gerade bei dieser Frage deutlich mehr Frauen beteiligt) mit dem Look und den Trails? Ich halte es auf den Trails wie im normalen Leben: Ich trage gerne unaufgeregtes Schwarz, dazu natürlich Schwarz ... aber ich finde, jeder sollte es halten wie er es möchte. Manchmal kommt es einem aber vor, als wäre es wichtiger was man trägt als die Tatsache, ob man es wirklich benötigt. Simone Grünert Was ich heute anhatte sollte man eigentlich nicht anziehen. Mir war aber nicht wichtig wie es aussieht, sondern dass es bei dem Wetter einfach funktioniert. Michael Ruisinger Mit genug Matsch drauf geht alles. Im Zweifel sogar bunt. Nico Gross

Von Mai bis Juli 2020 wird sein Wohnmobil jedes europäische Land ansteuern. Er wird in jedem Land eine Läuferin oder einen Läufer treffen, kennenlernen, mit ihr/ihm auf Trails vor Ort laufen, in ihr/sein Leben eintauchen und herausfinden wieso diese Menschen laufen, wieso so gerne, wieso so leidenschaftlich oder schnell.

Speed schlägt Style. Tom McCromyky Trailrunning ist der Punkrock im Laufsport, schräg, bunt und wild. Also unbedingt bunt durch die Gegend laufen, wen interessiert es schon, was die Schwiegermutter denkt. Christian Beck

Es wird ein Trip in Europa und ein Trip, der Fragen beantworten soll. Wieso sich unser Sport an verschiedenen Orten anders entwickelt hat, wieso am Ende alles ganz ähnlich tickt oder nicht. Und weil Denis nicht nur Läufer, sondern eben auch Journalist ist, wird garantiert wieder ein Buch entstehen. Mindestens ein Buch. Vielleicht wieder ein Film, aber ganz bestimmt viel Gewissheit, Weisheit und Erfahrung. www.denisandthepassion.com

Als ich mit dem Laufen angefangen habe, sah ich aus wie eine Vogelscheuche. Quatschbuntes Shirt von einen Firmenevent und olle Gymnastiktights. Sollte bloß keiner denken, dass mir das Spaß macht. Aber mit der Haltung zum Sport hat sich auch mein Look geändert. Wer etwas Schönes macht, darf sich dafür ruhig schön machen. Anne Sendermann Albern finde ich nur Hobbyläufer, die sich das komplette Outfit von einer Marke holen. Das sieht nicht cool aus, sondern hörig. Christoph Zander

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HINTERGRUND TRAIL FASHION Text: CLEMENS NIEDENTHAL

ZEIT GEIST Salomon x Satisfy Running

Hoka One One x Engineered Garments

Als am 18. April 2016 ein Artikel durch die Timeline des für gewöhnlich im Windschatten des Zeitgeists rasenden Streetstyle-Portals Highsnobiety rotierte, habe ich die bereits in der Überschrift gestellte Frage noch mit einem eher belustigten „Nein“ beantwortet. „Are Hiking & Trail Sneakers the Next Big Trend?“, fragte der Autor Vincent Levy dabei eher rhetorisch. Die Antwort nämlich lieferte Highsnobiety in Form einer Klickstrecke gleich mit. Zu sehen waren schwarze Salomon Speedcross, die ihr augenscheinlich japanischer Träger mit einer Art dekonstruiertem Kimono kombiniert hatte. Oder Bilder von der Pariser Modenschau des jungen britischen Designers Kiko Konstantinov: Ausnahmslos alle Modells trugen sehr klobige und sehr bunte Ultratrailschuhe. „Why Hoka‘s have become a fashion friendly running shoe“, auch die amerikanische Ausgabe der Runner`s World sollte alsbald verwundert auf die Laufstege, nicht die Laufstrecken, gucken.

La Sportiva x Barane Venezia

NEIN, DER NACHBAR MIT DEN GRELLBUNTEN HOKA ONE ONE KOMMT SONNTAGS IM MORGENGRAUEN NICHT UNBEDINGT VOM LAUFEN, SONDERN VIELLEICHT AUCH AUS DEM CLUB. WARUM DIE ÄSTHETIK DES TRAILRUNNINGS PLÖTZLICH IN DER MODE ANGEKOMMEN IST. UND DIE MODE AUF DEN TRAILS. 32

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Nun ist diese Geschichte im Falle der Dämpfungsmonster von Hoka One One – tatsächlich sind die neuen Modelle mit dem direkteren Laufgefühl und der schlankeren Silhouette dem Zeitgeist ziemlich egal – noch verhältnismäßig schnell erzählt. Einerseits haben Designer wie der Deutsch-Georgier Demna Gvasalia, Gründer des Labels Vetements und seit 2015 auch Chefdesigner von Balenciaga, das Globige, Plakative und mitunter auch bewusst Trashige in der High Fashion etabliert. Andererseits holen auch Nike, adidas oder Asics gera-


Adidas x White Mountaineering

de die maximal aufgepumpten Sneakers der frühen Neunziger aus den Archiven. So massiv wie die aktuellen Hoka One One waren damals allerdings nur (die im vergangenen Jahr auch wieder kurz durchs Dorf getriebenen) Buffalo Boots. Doch auch umgekehrt gilt: Wo es Trailschuhe also plötzlich auf die Laufstege und in Kaffeebars von London oder Berlin-Mitte gebracht haben, entdecken umgekehrt auch die renommierten Player auf den Trails den Spaß an der Mode und seinen Protagonisten. Die Pariser Laufklamotten-Hipster von Satisfy Runnning haben einen Salomon-Schuh bis auf ein monochromes Weiß, oder eben Schwarz, reduziert, und ihn gerade damit zu definitiven Hingucker gemacht. Hoka One One hat sich für optisch ähnlich aufgeräumte Modelle mit dem handwerklichen New Yorker Label Engineered Garments zusammengetan. Adidas Terrex hat mit der japanischen Outdoormarke White Mountaineering gleich eine ganze Kollektion entworfen. Und den La Sportiva VK, den ersten wieder komplett in Italien produzierten Trailschuh der Marke, wird es auch in einer Kooperation mit dem venezianischen Herrenausstatter Barena geben. Man kann vermutlich davon ausgehen, dass die Sportartikelhersteller solche Looks auch alleine auf die Beine stellen könnten. Entscheidend an solchen Kooperation ist ein für alle Beteiligten lukratives Tauschgeschäft: Der global aufgestellte Sportartikelhersteller liefert dem hippen Untergrundlabel Reichweite und bekommt dafür Distinktion und Coolness. Die kleine Modemanufaktur adelt das Massenprodukt Turnschuh mit den Weihen des Handwerklichen. Gerade eine Marke wie adidas hat in ihren Kollaborationen mit Designern wie Yohji Yamamoto oder in limitierten Schuhmodellen, für die Sneakerheads oft tagelang vor einem Laden kampieren, ja gezeigt, dass auch eine der bekanntesten Marken der Welt coole Begehrlichkeiten wecken kann. In einer anderen Branche scheitern Weltmarken wie McDonalds oder Coca-Cola gerade genau daran. Sie sind einfach fürchterlich uncool geworden

LUKRATIVES TAUSCHGESCHÄFT: DER GLOBAL AUFGESTELLTE SPORTARTIKELHERSTELLER LIEFERT DEM HIPPEN UNTERGRUNDLABEL REICHWEITE UND BEKOMMT DAFÜR DISTINKTION UND COOLNESS.

Run / Trail / Hike 20./26. – 28. Juli 2019 Malerische Landschaften, atemraubende Panoramen inmitten der Bündner Berge und abwechslungsreiche, abenteuerliche Trails: Der Swissalpine Irontrail besticht durch seine einzigartige, hochalpine Szenerie. Diverse Races und Side Events in unterschiedlichen Distanzen und verschiedenen Kategorien sprechen sowohl Trailrunner und Bergläufer als auch Genussläufer an.

Jetzt anmelden unter

swissalpine.ch

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INTERVIEW JONATHAN ALBON Text: CLEMENS NIEDENTHAL

DER MILLION DOLLAR MANN Jonathan Albon ist (noch) der unbekannteste beste Trailrunner der Welt. Dabei hat der vom Obstacle Racing kommende Brite so ziemlich jedes Rennen gewonnen, bei dem er bisher gestartet ist. ZegamaAizkorri, Glen Coe Skyline, Transvulcania, Tromsø SkyRace. Nur das mit der Million Dollar hat im Dezember nicht geklappt. Die hätte Albon gewonnen, wenn er, der Obstacle Racer, innerhalb eines Jahres auch die dritte Weltmeisterschaftsdistanz der SpartanRace-Serie gewonnen hätte. Als wir Ende November in den Testlabors seines Partners Gore in Feldkirchen zusammensaßen, stand dieses Rennen noch bevor. Ob er deswegen aufgeregt sei? Aber der 29-Jährige sollte einen überzeugend gelösten Eindruck hinterlassen. Der inzwischen in Norwegen lebende Brite ist ein leiser Typ, dessen kluger, niemals arroganter Blick auf den Sport und die Welt uns nachhaltig in Erinnerung bleiben sollte. Ja selbst mit den eigenartigen Ritualen des Obstacle Racing ist das Trail Magazin nun ein wenig versöhnt. 34

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Held der Hindernisse: Jonathan Albon ist der leise Superstar einer manchmal sehr lauten Sportart.

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WIE REPORTAGE STUBAIER HÖHENWEG

S C H N E L L

KANNSTE? Benni, Adrian, Johannes. Drei Athleten, die einmal ohne Startnummer auf Rekordjagd gegangen sind und auf dem Stubaier Höhenweg auf Hüttengaudi und Ratschereien ganz bewusst verzichtet haben. Heraus kam eine Fastest Known Time. Text: BENJAMIN BUBLAK Fastest Known Time. Diese drei Worte haben auch in der deutschsprachigen Szene längst einen besonderen Klang: die schnellste bekannte Zeit auf einer vorgegebenen Strecke. Diese sollte klar definiert und nicht nur unter Locals oder Freaks ein Begriff sein. Die klassischen Höhenwege der Alpen wären also prädestiniert für dafür. Wobei das „Known“ doch auch darauf verweist, dass es da noch einen unbekannten, schnelleren Läufer geben könnte. Ich stelle mir einen Einsiedler vor. Er lebt mitten im Lake District in einer kleinen Hütte mit seiner Labradordame. Kein Social Media, keine GPSUhr, nur ein altes Paar ausgelatschter Laufschlappen. Eines Tages findet er eine Karte mit den 42 Gipfeln der Bob Graham Round. Die Fells kennt er von

den täglichen Läufen mit seinem Hund sowieso auswendig. Er denkt sich: Warum nicht alle Gipfel an einem Tag? Und bricht in aller Frühe auf. Nach gut zwölf Stunden ist er wieder zurück, macht sich ein Ale auf und das restliche Essen von gestern warm. Niemand wird je erfahren, dass er Kilians Rekordzeit auf der Bob-Graham-Runde geknackt hat. Mir gefällt der Gedanke. Wanderlatein im Stubaital Hier soll es aber nicht um den Lake District gehen. Unsere Bob-Graham-Runde ist der Stubaier Höhenweg. Er umrundet einmal das Stubaital und stellt damit die schnellste Verbindung zwischen acht Schutzhütten dar, ohne ein einziges mal die 2.000-Hm-Marke zu unterschreiten. Ein

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echter Höhenweg also. Der Tourismusverband spricht von 100 km und 8.000 Hm. Das kann man getrost als Wanderlatein bezeichnen. In dem Gelände weisen verschiedene Uhren zwar große Differenzen auf. Es sollte sich aber um eine Wegstrecke von 75 bis 80 km und eine Höhendifferenz um die 6.500 Hm handeln. Nun haben wir Social Media und wissen so, dass 2009 ein gewisser Christian Gleirscher (ein Stubaier Local mit einer Marathonzeit von 2:34h) 17 Stunden und 57 Minuten für den Höhenweg gebraucht hat. Eine starke Zeit. Das wurde mir vor zwei Jahren bewusst, als ich mit meinem Kumpel Florian hier schon mal unterwegs war. Es ist Mitte Oktober. Ein erkältungsbedingtes DNS beim Limone Skyrace


NACH GUT ZWÖLF STUNDEN IST ER WIEDER ZURÜCK, MACHT SICH EIN ALE AUF UND DAS ESSEN VON GESTERN WARM.


TRAINING INDOOR FÜR OUTDOOR

DRINNEN FÜR DRAUSSEN IST ERLAUBT Reha-Sport oder Mucki-Bude? Trailrunning tut sich traditionell schwer mit dem Fitnessstudio. Wer im Winter aber gezielt drinnen trainiert, wird im Sommer draußen mehr Spaß haben. Text: MICHAEL AREND

Fotos: THE NORTH FACE

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Fitnessstudio ist Feindesland! Der gemeine Trailrunner fühlt sich zwischen, sich im Spiegel bewundernden Muskelprotzen und nach Chanel No. 5 duftenden Aerobic-Gruppen mindestens genauso unwohl wie die Fitness-Klientel am Berg. Unterschiedlicher könnte der Antrieb zum Sport auch nicht sein: sich zu bewegen, nur um anderen zu gefallen? Ist dem Trailrunner völlig fern. Schon der Tourist auf den Wanderwegen stört die Einsamkeit und die Zweisamkeit zwischen Trailrunner und Natur. Welcher Grund spricht da überhaupt für das Fitnessstudio? Sich vor Hunderten Augen zu schinden, nur um sich als höchste Auszeichnung das Prädikat „Cardio-Opfer“ zu verdienen? Die Abneigung gegen Indoortraining sitzt tief und ist zum Teil auch zum Lifestyle geworden. Doch hinter all dem Habitus des eingefleischten Trailrunners steckt auch die Erkenntnis, dass es vielleicht doch einen Sinn für das Training in der Halle geben kann - natürlich rein sportlich. Wetter, Dunkelheit und Gefahr dürfen keine Ausreden sein, helfen aber vielleicht, den ersten Versuch zu wagen. Selbst Snowboardfahrer trainieren schließlich, ob für Halfpipe, Freestyle oder Cross, einen großen Teil im Kraftraum, der Slackline oder Turnhalle. Rennradfahrer und Triathleten kurbeln im Keller auf der Rolle und auch Kletterer trainieren zusätzlich indoor in Kletter–/Boulderhallen und an Campusboards. Wenn diese Sportarten auch nicht alle von den Anforderungen her vergleichbar sind, dann zumindest mit unserer Mentalität, sei sie Leistungssport oder Outdoor-fokussiert. Indoortraining ist unspezifisch, aber spezialisiert. Es hilft nicht, die komplexen Anforderungen des Trailrunnings abzubilden. Es kann aber Bestandteile einzeln und hochkonzentriert trainieren und verbessern. Dies ist kein Plädoyer für Laufbänder, keine Aufforderung Hanteln zu stemmen oder eine Liebesbekundung zur Lebensintensivierung durch Yoga. Es ist ein Ratgeber, wie man im Winter seine Schwächen gezielt trainieren, seine Verletzungen ohne Fitnessverlust loswerden und mehr Abwechslung in die dunklen Tage bringen kann.

AUF DER LAUFBAHN MUSS DAS TEMPO WILLENTLICH GEHALTEN WERDEN, AUF DEM LAUFBAND WILLENTLICH VERRINGERT WERDEN – EIN ENTSCHEIDENDER UNTERSCHIED. IM SCHNITT SCHAFFEN MEINE ATHLETEN AUF DEM LAUFBAND ALLEIN DESWEGEN SCHON EINE HÖHERE DURCHSCHNITTSLEISTUNG zu einer Bahn. Doch selbst wenn der Zugang zur Bahn sichergestellt ist, ist bei starkem Wind, Schneefall oder Eis die Bahn nicht laufbar – von Fussballspielen nicht zu sprechen. Natürlich ist es auch wichtig bei schlechten Bedingungen willentlich das Tempo halten zu können. Das Laufband aber ist die treue Alternative, wenn, wie so oft, irgendetwas nicht passt. Handelsübliche Laufbänder simulieren Steigungen von bis zu 15 Prozent. Das ist vielleicht noch kein Limone Skyrace, aber doch deutlich mehr als die meisten vor der Haustür haben.

Also: Laufband Der König des Fitnessstudios, der Endgegner des eingefleischten Trailrunners, das Hamsterrad des kleinen Mannes. Wenn der Eisenstemmer mit dem Waldläufer eines gemeinsam hat, dann ist es die Abneigung zum Laufband. Dabei kann das Laufband in verschiedener Hinsicht dem Trailrunner eine Hilfe für den Sommer sein. 1. Intervalltraining Nie habe ich mich härter gequält als auf dem Laufband. Wer bei 7x 3min Intervallen in den letzten Sekunden nur denken muss: „Nicht vom Laufband fallen“, der kann seine Kraft auf das Wesentliche konzentrieren. Auf der Laufbahn muss das Tempo willentlich gehalten werden, auf dem Laufband willentlich verringert werden – ein entscheidender Unterschied. Im Schnitt schaffen meine Athleten auf dem Laufband allein deswegen schon eine höhere Durchschnittsleistung. Der häufigste Fehler, das Intervalltraining und auch jedes Intervall zu schnell zu beginnen, fällt von selbst weg. Einfacher können Intervalle nicht gesteuert werden. Und in Zeiten, in denen öffentliche Laufbahnen immer noch gesichert sind wie Hochsicherheitsgefängnisse, hat auch nicht jeder Zugang

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2. Steigungstraining Die allermeisten Laufbänder lassen Steigungen bis zu 15% zu. Das entspricht zwar nicht steilen Alpenanstiegen, ist aber mehr als viele vor der Haustür haben. Für eine spezifische Muskelbelastung, d. h. mehr vorderer Oberschenkel und weniger hinterer Oberschenkel und gleichzeitig Belastung der Wade und Achillessehne im gedehnten Zustand, reicht die Steigung locker aus. Für drei verschiedene Trainingsarten macht das Steigungstraining auf dem Laufband besonders Sinn. Für lange Anstiege, die in der Natur vor Ort nicht zur Verfügung stehen: In meiner Vorbereitung auf den Transvulcania, mit 2.000 Hm am Stück, konnte ich mich nicht mal im Allgäu, erst recht nicht im März und April, vorbereiten. Hier kann das Laufband helfen auch lange Steigungen zu simulieren. Mehr als 90 Minuten sind aber bei gleicher Steigung dann auch eher Mentaltraining. Auch für Intervalle am Berg bietet das Laufband Hilfe. Obwohl fast jeder in seinem Umkreis Steigungen von 5 Minuten Dauer hat, kann auch hier das Laufband helfen, die Steigungen konstant zu halten. Gerade aber bei einer Intervalldauer von über 5 Minuten und kürzeren Pausen ist es unmöglich in den Pausen wieder zum Start zurückzulaufen. Wer keine 500-Hm-Anstiege hat und sich langsam nach oben arbeiten kann, hat mit dem Laufband mehr Flexibilität.


HINTERGRUND TRAILS VERANSTALTEN Fotos: PHILIPP REITER Text: CLEMENS NIEDENTHAL

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LÄUFT!?

Wettkämpfe sind ein zentraler Teil der Leidenschaft, die wir Trailrunning nennen. Diese Leidenschaft hat ihren Preis. Ist der nun zu hoch oder amüsieren wir uns auch auf Kosten anderer? Was? Du bist also schon einmal einen Ultratrail gelaufen? Krass! gute Sache! Toller Typ! Aber hey, was ist das Laufen eine Ultratrails denn schon gegen das Veranstalten eines Ultras? Darum soll es also im Folgenden gehen. Um diesen einen Moment in der Timeline dieses Sports, der für die meisten von uns noch immer ein Kern der ganzen Sache ist. Jedenfalls haben das rund 70 Prozent der Teilnehmer*innen unserer Leserumfrage das genau so definiert: Trailrunning, dass sei für sie im Herzen und in der Hauptsache das Laufevent und alles, was eben so dazugehört. Die Zweifel und die Vorfreude, das Training, die Planung und die Reise. Die Überweisung der Teilnahmegebühren an den Rennversanstalter. Aber halt, war da nicht gerade was? Die Freude war groß allenthalben, als im vergangenen Sommer endlich sicher war, was schon einige Wochen durch die Szene geraunt worden war. Die 4Trails sind zurück. Jenes viertägige Etappenrennen, das für viele zur Einstiegsdroge in den alpinen Etappen- und Ultralaufsport geworden war. Der Preis des Comebacks jenes bereits von 2011 bis 2015 ausgetragenen viertägigen Etappenrennens inklusive aller Gepäcktransporte und fünf gemeinsamer Abendessen: 410 Euro für Frühbucher, aktuell werden 450 Euro fällig. Die Reaktionen, zumal in den Sozialen Medien, fielen teilweise zornig aus. Von „Abzocke“ war da die Rede, von der Kommerzialisierung der Alpen und des Laufens in den Bergen. Aber diese Debatte haben die von Plan B – ebenso Veranstalter des Zugspitz-Ultratrails oder des Transalpine Run – organisierten 4Trails nicht exklusiv. Im vergangenen Jahr entfachte sich eine ähnliche Diskussion rund um den Ultra-Trail du Mont-Blanc, dem größten und wichtigsten Rennen unseres Sports. Deshalb einmal zum Vergleich: Der Start beim rund viermal so langen, durch zwei Nächte und das logistisch kompliziert zu bespielende Terrain des Montblanc-Massivs führende UTMB ist ungefähr doppelt so teuer wie eine Teilnahme

beim Berlin Marathon. „Gemesen an dem, was jeder Teilnehmer bekommt“, so hat es der Laufjournalist Klaus Dahlbeck im Gespräch mit uns einmal zusammengefasst, „ist der UTMB geradezu spottbillig.“ Aber es stimmt ja trotzdem. 450 Euro sind viel Geld. Zumal in einem Sport, von dem so gerne behauptet wird, dass es nicht viel mehr dafür brauche als ein Shirt, eine Shorts und ein paar Schuhe. Für 450 Euro bekomme ich beispielsweise ein Paar richtig gute Trailschuhe und eine State-of-the-ArtRegenjacke. Nein, im Trailrunning wird einem nichts geschenkt. Es sei denn, man trifft sich mit ein paar Freunden für eine lange Laufrunde in den Wiesen, Hügeln und Wäldern hinter dem Ort. Auch das ist ein Versprechen, dass dieser Sport noch immer halten kann. Kostenlos oder besser gesagt unentgeldlich ist in diesem Sport aber noch mehr: das ehrenamtliche Engagement zum Beispiel, das noch immer das Rückgrat vieler Trail-Rennen ist, auch von solchen, die schon lange über den Status eines lokalen Berglaufs hinausgewachsen sind. Wir treffen uns deshalb im Kleinwalsertal mit Ole Ipsen, der die noch immer ausschließlich ehrenamtlich auf die Beine gestellte Walser Trail Challange von Seiten des regionalen Tourismusverbandes begleitet und unterstützt. Also: Warum hat man im Kleinwalsertal bewusst auf einen Sportverein und damit einen lokalen Partner gesetzt? „Es war ja eher umgekehrt. Der lokale Partner, in unserem Fall das Triathlon Team Kleinwalsertal, macht mit einem wahnsinnigen Engagement schon seit Jahren einen tollen Job, wir vom Tourismusverband unterstützen das bloß, in dem wir vielleicht mal eine Halle mietfrei zur Verfügung stellen oder einen kleineren Marketing-Etat bereitstellen. Werbung für die Trail Challenge ist ja automatisch Werbung für das Kleinwalsertal.“ Darüber hinaus ist Ipsen überzeugt, den richtigen Weg gegangen zu sein: „Langfristig am erfolgreichsten sind immer noch die Geschichten, die von unten kommen, direkt aus der lokalen Szene. Du hättest ja auch gar keine Chance, wenn du die Leute vor Ort nicht auf deiner Seite hast. Von


EVENTS WETTKÄMPFE 2019

Lemkowyna Ultratrail

13. OKTOBER 2019 / 150 km, 103 km, 70 km, 48 km, 30 km Nicht nur in den südlichen Nachbarländern gibt es landschaftlich atemberaubende Trail-Rennen. Professionell organisiert und dennoch in familiärer Atmosphäre. Wobei das mit der Nachbarschaft im Fall des Lemkowyna Ultra doch auch eines Nachsatzes bedarf: Das polnische Krosno liegt am Fuße der Karpaten und deutlich näher an Slowenien oder der Ukraine als am Elbsandsteingebirge. So gesehen taugt dieses Qualifikationsrennen zur Ultra-Trail World Tour aber zu einem tatsächlichen Abenteuer. Wer es laufbar mag und entlang der Strecke in eine andere Welt eintauchen möchte, dem sei dieser Ultra ans Herz gelegt. Positive Höhenmeter kommen dennoch einige zusammen. Knapp 6.000 sind es auf der Königsdistanz, immer noch gut 2.500 bei der 50K-Strecke. Mehr als ein würdiger Saisonabschluss. www.ultralemkowyna.pl


DA BIST DU DOCH DABEI, ODER? Wir hätten da noch was! Komm schon. Mal wieder eine Herausforderung annehmen. Wer gerne auf Trails läuft findet in diesem Jahr so viele schöne und schwierige Wettkämpfe wie noch nie. Regional oder international. 13, 33 oder 333 km lang.

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MODE WINTERKLAMOTTEN EVENTS WETTKÄMPFE 2019

Fotos: Alexis Berg

INTERNATIONALE SERIEN

ULTRA TRAIL WORLD TOUR

Migu Run Skyrunner® World Series

Bereits 2013 wurde diese Eventserie von acht Ultramarathon-Veranstaltern initiiert und ist heute mit 21 Veranstaltungen eine wichtige Zusammenfassung der weltweit schönsten und wichtigsten Ultratrails der Welt. Von Januar bis Dezember finden UTWT-Läufe statt. Dabei teilt sich die Serie in die Kategorien Pro, Series und Challenger ein. Das mag nicht unbedingt mit der Qualität oder Schwere der einzelnen Rennen zu tun haben, als vielmehr damit, was ein Veranstalter bereit ist zu zahlen, um teil der Party zu sein.

Viel und oft wurde, auch in diesem Magazin, in den vergangenen Monaten darüber geredet: über die Sehnsucht nach einer vergleichbaren Weltmeisterschaftswertung, die Sehnsucht nach dem einen Spektakel, an dem sich die Besten dieses Sports messen. Und ja, noch vor drei oder vier Jahren konnten da zwei Athleten um den Titel in einer der beiden Trail- beziehungsweise Skyrunning-Serie kämpfen, die physisch nicht bei einem einzigen Rennen gegeneinander angetreten waren. Mindestens die Skyrunner World Series hat daraus gelernt. Vorbei die Zeiten unterschiedlicher Kontinental- oder Wettkampfwertungen. Ab diesem Jahr werden alle 15 Rennen der Serie in einer Kategorie geführt und die Punkte zusammenaddiert. Apropos: Diese 15 Wettbewerbe werden in elf verschiedenen Ländern ausgetragen, fünf der Rennen sind neu hinzugekommen beziehungsweise grundsätzlich neu konzeptioniert, darunter coole Klassiker des Genres wie die Transvulcania auf La Palma, mit einer Länge von 74 km im Übrigen das merklich längste Rennen einer Serie, die es darüber hinaus eher knapp, aber anspruchsvoll mag.

15 anspruchsvolle und technische Läufe in 11 Ländern

Atemberaubend schöne Ultratrails rund um den Globus

In jedem Fall hat sich das Team um UTWT-Boss Jean-Charles Perrin in den letzten Jahren um die besten Läufe erfolgreich bemüht. Mit dem Marathon des Sables, dem UTMB, Western States 100 oder Eiger Ultratrail gehören zweifellos die Highlights des Sports zur Ultra Trail World Tour. Auftakt bildet mittlerweile traditionell der Hong Kong 100 im Januar, gefolgt vom Auftakt in Europa, dem Transgrancanaria. Die Teilnahme an einem Rennen der Serie ist mit Ausnahmen des UTMB und Western States 100 durchaus noch eine Sache, die man auch als Hobbyläufer realtiv spontan planen Läufe wie das Tromsø Skyrace, der Livigno SkyMarathon oder kann. Viele der Wettkämpfe fordern keine Qualifikationen das neu aufgesetzte Matterhorn Ultrak „Extreme“ begnügen oder besonderen Voraussetzungen. Wer es zudem schafft, sich mit gut 20 bis knapp 60 km, setzten dafür auf extregleich an mehreren der Tourstopps mitzulaufen, hat gute me Landschafterfahrungen und teils ausgesetztes Gelände. Chancen auf ein Gesamtplatzierung, dennOben: Punkte bekommt jederund Handschuhe Damen-Oberteil Ohnehin ist die Skyrunner Word Series jene Rennserie, die Finisher! Die UTWT Rennen der Proserie sind: Unten:2019 2in1-Longsleeve Beides Under Armour das Scrampling als eine der Kernkompetenzen dieses Sports www.underarmour.com integriert hat. Auftakt der World Series bilden Ende April Vibram Hong Kong 100 / Hong Kong Mozart 100 / Österreich und Anfang Mai zwei Rennen in Asien, das japanische Mt Awa Tarawera Ultra Marathon / Neuseeland Lavaredo Ultra Trail / Italien SkyRace sowie der Yading Skyrun in China. Den Sommer über Transgrancanaria HG / Spanien Western States 100 / USA vergnügt sich die Skyrunner Word Series in den europäischen Marathon des Sables / Marokko Eiger Ultra Trail / Schweiz Bergen, die Alpen, die Pyrenäen, Portugal oder Griechenland. Istria 100 / Kroatien TDS & CCC / Frankreich Mindestens erwähnenswert: Keines der Rennen findet in den Patagonia Run / Argentinien Ultra Trail Mont Blanc / Frankreich USA statt. Höhepunkt und gleichzeitig die inoffizielle SkyMadeira Island Ultra / Spanien Ultra Trail Harricana / Kanada running-Weltmeisterschaft sollen die Sky Masters im Oktober Ultra Trail Mount Fuji / Japan Cappadocia Ultra Trail / Türkei Penyagolosa Trails / Portugal Javelina Jundred / USA sein, Datum und Austragungsort werden noch bekannt gegeben. Ultra Trail Australia / Australien Ultra Trail Cape Town / Südafrika Im Laufe des Jahres werden auch wir sicher nochmal über den Stellenwert dieser Rennserien reflektieren. www.skyrunnerworldseries.com

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EIN

LICH

N S E T T TRAIL fest

31. MAI & 01. JUNI 2019 5. Lichtenstein Trail, das groÃ&#x;e Trailrunning-Fest des TRAIL Magazins

DOWNHILL TIME TRAIL 3 KM -250 HM TRAIL HALBMARATHON 22 KM 1.000 HM TRAIL MARATHON 43 KM 1.800 HM

EXP OWORKSHOPS TOURENFILMECAMPING JETZT ANMELDEN UNTER: www.lichtenstein-trail.de

presented by


TEST LAUFRUCKSÄCKE UMFRAGE LESERBEFRAGUNG 1/3

Fast 4.000 Leserinnen und Leser haben sich im Schnitt 29 Minuten Zeit genommen, um unsere Fragen zu beantworten. Nicht alles war dabei ernst gemeint, und doch sind unsere Erkenntnisse mehr als wertvoll. Danke!

WISSEN MACHT AH.

ULTRATRAIL IST IN! 48% DER BEFRAGTEN LIEBEN DISTANZEN ZWISCHEN 50 UND 80 KM. MEHR ALS 100 KM BLEIBT JEDOCH EIN EXOTENTRIP (10%)

sind. 14% sind zwar angemeldet, aber agieren passiv, beobachtend. 20% unserer Leser haben hier keine Accounts. Lediglich 10% sind aktiv und täglich hier unterwegs und posten. Im Übrigen freuen wir uns total, dass wir mehr Leserinnen und Leser haben als gedacht. Viel mehr sogar! 41% geben nämlich an, dass ihr TRAIL Magazin von 1-3 Personen mitgelesen wird. Heftsharing sozusagen – eine gute Sache!

Text: DENIS WISCHNIEWSKI Ja, ja, die Trailrunner. Schon ein tolles Volk. Anders eben. Klar, Laufsportler, aber etwas lockerer und wilder. Wirklich? Was sind das überhaupt für Leute, diese Trail-Läuferinnen und Läufer? Wo wir bei den Damen sind – es sind mehr geworden. 23% Damen lesen das Heft. Vor zwei Jahren waren es noch 18%. Auf die Frage „ob mehr Mädels ins Heft müssen?“, haben 62% geantwortet, dass wir uns keine Gedanken um eine Quote machen sollen und das rein soll, was aktuell und spannend ist.

Apropos „spannend“. Wir sollten wissen, was inhaltlich besonders interessiert und gut ankommt. Weit vorne ist dabei die klassische Reportage, Berichte über Reisen und Rennen, Praxistests, Trainingstipps und der Test von Trailschuhen. 58% der Befragten freuen sich über Ernährungsratschläge. Wie ist das eigentlich mit Printlesern und ihrem Verhalten im Web? Nutzen Trail-Magazin-Leser Social-Media-Plattformen und wenn ja, dann wie? 38% geben an, dass sie Facebook, Twitter und Instagram zwar nutzen, aber wenig aktiv

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BELIEBTESTE TRAILSCHUHMARKEN TOP3: 1. SALOMON (66%) 2. LA SPORTIVA (23%) 3. HOKA ONE ONE & INOV-8 (JE 18%)


STOLZE BESITZER: 45% DER LESER HABEN 2-3 PAAR TRAILSCHUHE IM SCHRANK. WEITERE 47% GAR MEHR ALS 4 PAAR.

TRAIL MAGAZIN LESER LEBEN BESONDERS GERNE IN DEN PLZ-GEBIETEN 7 UND 8. SCHWABEN, BAYERN, FRANKEN, BADENER...

Kommen wir zum Kern der Sache. Wettkämpfe und Events. Da wo wir uns treffen, wofür wir trainieren und fleißig sind. Die Hälfte der Befragten starten bei 3 bis 5 Rennen im Jahr. Rund 30% sind echte Maniacs und heften sich 6- bis 20mal eine Startnummer an die Brust. Trail-Rennen ist ja nicht gleich Trail-Rennen. Es gibt mittlerweile soviele unterschiedliche Formate, aber wir wollten wissen, ob es neue Ideen gibt, die spannend klingen. Ganz vorne: 48% wollen klassische Bergläufe, die ihr Ziel jedoch nicht am Gipfel oder Gipfelhaus haben, sondern von dort bergabführen. Im Grunde soll der Berglauf modernisiert werden und nach internationalem Vorbild ein Skyrace werden. 28% fänden kurze Trail-Rennen interessant, die somit attraktiv für Zuschauer, Freunde und Familie an der Strecke sind. Auf Rang 3 mit 21% liegen Staffel- und Teamtrails. Da tut sich also was. Alle reden vom Ultratrails. Wer ist überhaupt schon einmal eine Ultradistanz auf Trails gelaufen? Wow! 57% unserer Leser haben das Abenteuer Ultrastre-

cke bereits abgehakt. Diese Zahl ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Ultra wird Breitensport. Die Frage ob kleines, familiäres Rennen oder Megaevent à la UTMB, Rennsteig oder ZUT wollen 68% nicht entschieden beantworten. Sie sagen: „Kommt darauf an. Beides hat seine Reize.“ 31% entscheiden sich aber klar für kleine, regionale Wettkämpfe und wollen sich nicht mit Massen messen. Um Nachhaltigkeit und Umweltschutz kommt heute kein Event dran vorbei, der sich in der Natur bewegt. Wie wichtig ist unseren Lesern der Schutz der Umwelt bei der Auswahl eines Rennens? Weniger wichtig als wir dachten – 60% ist lediglich wichtig, dass der Veranstalter möglichst wenig Spuren hinterlässt. 47% wollen selbst während des Rennens darauf achten keine Abfälle zu hinterlassen. 0,7 % würden kein Auto nutzen um zu einem Rennen zu kommen. 13% schließen einen Flug aus um einen Wettkampf zu laufen. Im Übrigen: Die beliebteste aller Renndistanzen bleibt wie im Vorjahr alles zwischen 50 und 80 km. 48% fühlen sich hier am wohlsten. Über 100 km lau-

GROSSER ERFOLG DER PREMIERE: 45% DER BEFRAGTEN HABEN DAS TRAIL-SONDERHEFT ULTRARUNNING GEKAUFT!

TRAILLESER BINDEN SICH GERNE: 58% SIND VERHEIRATET, NUR 10% SIND SINGLES!

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fen bleibt ein Exotentrip, den nur 10% mögen. Wie viele Leser aber laufen überhaupt Rennen, Wettkämpfe und Trailevents? Fast alle! Unser Sport definiert sich sehr über Wettkämpfe. Noch. 57% geben an, regelmäßig mit Startnummer zu laufen. Nur 8,5% sagen, dass sie nur für sich laufen. Wer Rennen läuft, hat meist eine Sportuhr am Handgelenk. Da entscheiden sich ganze 57% für ein Modell von Garmin. Suunto verliert hier Marktanteile und liegt mit 27% auf Rang 2. Andere Hersteller finden nur noch schwer den Weg an die Arme der Trail-Sportler. (Polar 15%). Dabei ist beeindruckend, dass 91% der Leser im Besitz so einer Uhr sind. Wo wir also schon mal bei hohen Prozentzahlen sind: 98% besitzen einen Laufrucksack. Also im Prinzip rennt heute niemand mehr ohne Rucksack durch den Wald. Dabei tragen 73% ein Modell von Salomon. Auf Platz 2 vorgearbeitet hat


PRODUKTE DIE WIR 2019 HABEN WOLLEN LA SPORTIVA KOOVER HOODIE 2019 wird das Bauhaus 100. Dieses coole grafische Design erinnert daran.

LA SPORTIVA KAPTIVA & BUSHIDO Herzrasen: Der nagelneue Kaptiva (unten) taugt als Kurvenräuber, auch der Bushio ist agiler geworden.

PARAMO CLOTHING ARIZE ULTRA An Westen nichts Neues? Von wegen! Grandiose Kapuzenlösung.

LED LENSER NEO 10R Let there be light: und zwar 600 Lumen für weniger als 100 Euro.

ICEBUG ACCELERITAS Mit diesem ultragrippigen Offtrail-Schuh spiegelt sich in jeder Pfütze ein Regenbogen.

Der Willhaben-Effekt Auch in diesem Jahr wird unsere Lauferei nicht am Warenkorb vorbeiführen. Es ist einfach zu verführerisch, was sich die Hersteller wieder haben einfallen lassen – und wir sind willenlos. Mal wieder.

DYNAFIT ALPINE PRO Klettermaxe: Die DNA von Dynafit ist die Vertikale. Dieser Schuh will hoch hinaus.

KARI TRAA SKIRT Ein Teil für den Center Court? Quatsch: für die Trails.

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ULTIMATE DIRECTION HYDRO LIGHT An den Hintern stecken: Diese Tights setzen auf das Hosentaschenprinzip.

ON APPAREL & ON SOCKEN Links: mit Hand und Fuß: Die Schweizer beherrschen auch im Schuh den stilvollen Auftritt. Rechts: Die Outfits sind leicht und gerade bunt genug, um angenehm darin aufzufallen!

SALOMON SPEEDCROSS 5 Im roten Bereich: Die Neuauflage des Klassikers verspricht ein natürlicheres Laufgefühl, ohne ihm die Stabilität und die Fangemeinde zu nehmen.

SCARPA SPIN ULTRA Darf‘s ein bisschen mehr sein? Unsere Kaufempfehlung gibt es ab diesem Jahr auch in einer Long-Distance-Variante.


TEST

PRODUKTE QUERBEET FÜR ALLES, WAS MAN AUF TRAILS BRAUCHT. WIR HABEN EINE AUSWAHL DAVON GETESTET UND VIELE STUNDEN IN ENDLOSEN LÄUFEN GEPRÜFT.

Dynafit Ultra Pro Pole

Das können Dynafit! Hartware! Wer die innovativen Tourenskibindungen der Südtiroler kennt, weiß um ihren hohen Anspruch an Sicherheit und Qualität. Ganz ähnlich geht es uns bei den aktuellen ULTRA PRO STÖCKEN. Sie wirken aus der Verpackung raus in der Hand sofort sehr hochwertig, der Zusammenbau gelingt rasch und problemlos. Mit einem Ziehen klicken die drei Teile ineinander, danach lässt sich die gewünschte Länge zwischen 110 und 135 cm einstellen und ebenso leicht mit einem Hebel fixieren. Das 100% Carbonmaterial ist steif und kommt in der Praxis in seiner Verwindung einem Fixstock sehr nahe. Für 165 Euro bekommt man einen perfekten Stock für alle Ultratrails, Bergwanderungen, Etappenläufe und Skyraces des Sommers 2019! Fazit: Die Details machen den Dynafit Ultra Pro Stock zu einem Highlight: die leichten Schlaufen aus Meshmaterial, die weit nach unten gezogenen Griffe aus EVA-Schaum und die leichtgängige Größeneinstellung. Wer also jetzt noch immer am Überlegen ist, ob mit oder ohne Stöcke, wird hier die Antwort bekommen, denn der ULTRA PRO POLE ist durch seine sekundeschnelle Faltbarkeit auf ein Minipackmaß auch außerhalb der Hand ein leichter Bergleiter im Rucksack oder an der Stockhalterung. Gewicht: 203 Gramm (pro Stock) Preis: 165 Euro wwwdynafit.com

Osprey Duro 1.5

Laufrucksäcke sind in etwa so etwas wie der Trailschuh. Laut unserer Leserumfrage besitzen 98% aller Leserinnen und Leser einen Laufrucksack. Das ist eine ähnlich hohe Quote wie bei den Schuhen. Kein anderes Ausrüstungsprodukt ist ähnlich beliebt. Unangefochtener Marktführer ist und bleibt Salomon – sie haben mit ihren „Laufwesten“ im Grunde ein völlig neues Segment eröffnet. Mittlerweile gibt es eine Reihe an Firmen, die Rucksäcke im Portfolio haben, die perfekt zum heute gelebten „Fast & Light“ Stil passen. Auch OSPREY haben nun einen sehr speziellen Rucksack für Trailrunner. Kein Hybrid, kein Multisportler, sondern ein Modell, das all das leistet, was wir bei einem Lauf im Gelände erwarten. Der DURO 1.5 besticht durch eine sehr robuste Bauweise und strapazierfähige Materialien. Garantiert ein Produkt das weit mehr als ein oder zwei Saisons überlebt! Er ist individuell sehr anpassbar, gefällt durch die flexiblen Fächer, die enorm viel Ausrüstung fassen, und die intuitiv gut erreichbaren Fächer. Definitiv ein durchdachter Laufrucksack, auf dessen Produktion aktive Trail-Athleten einwirkten. Das große, zipbare Hauptfach fasst locker ein Regenjacke, Hose und andere elementare Pflichtteile. Alles andere findet Platz in den beiden offenen Außentaschen, im schliebaren Frontfach und insgesamt vier weiteren Brustaschen, die auch zwei mitgelieferte 250-ml-Flasks tragen. Fazit: sehr solider, vielfältiger Laufrucksack für Ultratrails, Trainingsläufe und all die alltäglichen Läufe, bei denen man Wechselbekleidung dabei haben mag. Gut gefällt uns der gelungene Mix aus „Laufweste“ und robustem Rucksack. Ein absoluter Tipp mit Stockhalterung und elastischer Bauweise! Gewicht: 280 Gramm Preis: 95 Euro www.ospreyeurope.com

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Falke Light Handschuhe Ganz im Trend der Lightweight-Bewegung sind diese Falke-Handschuhe mehr als ein beeindruckendes Produkt. Bei kalten Temperaturen als Unterziehoption und „Layer1“, an kühlen Sommertagen und bei frühen Wettkampfstarts als Haupthandschuh, der quasi nix wiegt und nahtloselegant zu tragen ist. Gewicht: 10 Gramm pro Handschuh. Noch Fragen? Besonders gut gefällt uns der lange Schnitt, der es erlaubt bei Bedarf die Sportuhr abzudecken. Der Materialmix aus 44% Polyamid, 44% Polypropylen und 12% Elasthan ist trotz der hauchdünnen Verarbeitung wärmend und sehr atmungsaktiv. Fazit: Mit 45 Euro weit davon entfernt günstig zu sein, und dennoch hat man den Eindruck, dass Falke hier etwas anbieten, was es in dieser Qualität und Art und Weise noch nicht gab. www.falke.de, 45 Euro

Salomon Predict RA

Nein, ein Langzeittest ist das hier noch nicht (folgt in unserer Ultrarunning-Magazin-Ausgabe im Mai), aber wir konnten zumindest für einige Tage im PREDICT RA laufen, den langersehnten Straßenlaufschuh von Salomon, dem Schuh, mit dem Rickey Gates jede einzelne Straße von San Fransisco ablief (gibt es da keine „No-go-Areas?). Hui, der Schuh passt zunächst perfekt und uns wird bewusst, dass die Trailprofis aus Annecy mittlerweile auch „laufbare“ und nicht nur „bergfähige“ Schuhe können. Zudem gefällt uns auch die klassische Schnürung, die dem Predict optisch viel besser steht als ein Quicklace-Schnellschnürsystem. Überhaupt wirkt es so, als ob dieses Modell eine neue Zeitrechnung bei Salomon eröffnen könnte. Die Laufdynamik, der Komfort und der Stil haben uns auf diesen 96 Testlaufkilometern mehr als gut gefallen. www.sakomonrunning.de



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